05. Woche - NGC 1909, der "Hexenkopfnebel"

Diesmal endlich in den Winterhimmel! Bildautor Michael Hoppe, Mitglied der VdS-Fachgruppe Astrofotografie, zeigt uns hier einen bekannten Reflexionsnebel im Sternbild Eridanus, nämlich den Hexenkopfnebel NGC 1909, auch als IC 2118, Cederblad 41 und LBN 959 katalogisiert. Seinen Namen erhielt das Deep-Sky-Objekt aufgrund der Kontur, die bei Drehung aus der "Normallage" nach Süden oben ein Gesicht mit langer Nase preisgibt ... nun ja. Wir sehen hier die Hexennase nach oben gerichtet, denn Norden ist im AdW rechts und damit Osten oben. Michael hatte dieses Motiv schon längst aufnehmen wollen - jetzt im Urlaub hat es von La Palma (Amateursternwarte Athos) aus bestens geklappt! Das Bild wurde in zwei Nächten aufgenommen (14. und 15.10.2023). Als Teleskop kam ein Takahashi FSQ 106 ED zum Einsatz, Öffnung D = 106 mm, Brennweite f = 530 mm, Blende f/D = 5. Als Kamera wurde eine ZWO ASI2600MCP (Farbkamera) verwendet. Von allen gemachten Einzelbildern konnte nur ein Teil genutzt werden, weil Wolken durchgezogen waren. Es blieb dieses Gesamtbild mit einer Belichtungszeit von immerhin 100 x 180 s (= 5 h). Anzumerken ist, dass keinerlei Filterung vorgenommen wurde. Die Bildbearbeitung erfolgte mit Astro Pixel Processor, PixInsight und Photoshop CS.
Der Hexenkopf ist nur der hellste Bereich einer lang ausgedehnten Staubwolke (siehe Zusatzbild, darin Norden oben, Osten links), die mit einer im zentralen Orion gelegenen Molekülwolke assoziiert ist. Die Molekülwolke ist unsichtbar (das möchte ich wieder einmal betonen), allerdings sehen wir den mit der Molekülwolke verbundenen Staub recht gut. Der Staub wird angeleuchtet von verschiedenen benachbarten blau leuchtenden Sternen. Als erster Stern muss Rigel (β Orionis) genannt werden. Der blaue Überriese mit dem Spektraltyp B8Ia kommt auf eine Helligkeit von V = 0,13 mag. Dagegen sind τ Orionis mit 3,59 mag, λ Eridani mit 4,27 mag, β Eridani mit 2,79 mag und ψ Eridani mit 4,81 mag deutend lichtschwächere "Beleuchter". Nimmt man aus den Gaia-Messungen einen vernünftigen Mittelwert der Sternparaallaxen, so ergeben sich für die Entfernung von NGC 1909 etwa 800 Lichtjahre.
Was man im AdW gut sieht, ist folgendes: NGC 1909 setzt sich aus kometarischen Anteilen zusammen, die quasi ineinander übergehen. Wie im Zusatzbild erkennbar wird, zeigt sich aber eine Richtung - verdeutlicht an den eingezeichneten roten Pfeilen. Die Staubwolke wird sozusagen von Nordosten in einem dynamischen Vorgang verformt. Ursache dafür sind die heftigen Sternwinde, die von den zahlreichen heißen jungen Sternen der zentralen Assoziation Orion OB1 ausgesandt werden. Der Hexenkopf verschiebt sich also im Laufe langer Zeiten ... nach Südwesten.
Trotz der geringen Brennweite zeigt sich, dass der Kamerasensor aufgrund seiner feinen Pixel in Verbindung mit dem Teleeskop sogar Galaxien auflöst. So sind oben links im AdW zwei Exemplare zu sehen: NGC 1797 (mit den weit herausragenden Spiralarmen) und 1799 (weiter rechts = nördlich). Sie stehen 3' auseinander.
Michael Hoppe ist von La Palma aus ein sehr gutes Ergebnis gelungen - dem dortigen dunklen Himmel sei Dank. Einen herzlichen Dank aber auch dem Bildautor selbst, dass er uns an diesem schönen Ergebnis teilhaben lässt. Und nicht zu vergessen: Natürlich auch die Gratulation des AdW-Teams zum Astrofoto der Woche!
Peter Riepe
Bildautor: Michael Hoppe
Koordinaten (J2000) von NGC 1909 (optische Nebelmitte):
RA = 05 h 05 min 19 s, Dec = -07° 02' 03"
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