1. Woche: Das Zentrum des Orion-Nebels M 42

Eigentlich sollte der Große Orionnebel M 42 im letzten und in diesem Jahr nicht zum AdW werden - zu oft wird dieses "Standardobjekt" in allen möglichen Variationen gezeigt. Und dennoch ist das aktuelle AdW anders als die bisher präsentierten M 42-Aufnahmen. Wir schauen gespannt ins Zentrum des Orion-Nebels, dorthin, wo die beiden großen umhüllenden Nebelstränge entspringen, wo die Helligkeit knapp südlich des runden M 43 ihr Maximum hat. Das Aussehen der zentralen Nebelzone wirkt netzartig und recht dynamisch - und in der Tat "fliegen hier die Fetzen." Neu entstandene Sterne, die als großer, eingebetteter Sternhaufen nur im Infraroten zu sehen sind, geben große Mengen an Energie ab, die die Nebelsträhnen in Bewegung bringen. Hier sitzt auch das bekannte "Trapez". Es ist die Kernregion des erwähnten Sternhaufens. Innerhalb von 5° um das Trapez herum wurden mehr als 300 Sterne heller als 17 mag gezählt. Dazu gehören auch etliche Veränderliche des Typs T Tauri. Einer davon ist V361 Ori, er steht im Bild ganz links in der markanten Dreier-Sternkette. Andere T-Tauri-Sterne sind im Staub versteckt. Ihre Anwesenheit verrät, dass der Sternhaufen sehr jung sein muss. Die enthaltenen Sterne haben teilweise noch nicht einmal ihre Hauptlebensphase erreicht - das Hauptreihenstadium, in dem sie Wasserstoff zu Helium umwandeln.
Der etwa 1600 Lj entfernte M 42 ist ein Gemisch aus selbstleuchtendem Gas und Staub, der das Licht der Sterne reflektiert. Insofern mischen sich verschiedene Farbanteile mit dem Dunkel des Staubes. Die Aufnahme zeigt, dass die Zentralzone weißlich erscheint. Hier sorgt nicht nur die rot leuchtende H-Alpha-Linie H II = 656,3 nm des ionisierten Wasserstoffs für Farbe. Insbesondere die "verbotene" doppelte Emissionslinie des zweifach ionisierten Sauerstoffs [O III] = 495,9/500,7 nm trägt mit ihrer blaugrünen Farbe zur Sichtbarkeit bei und addiert sich zum Gesamtbild. Und immer wieder muss erwähnt werden, dass diese verbotenen Linien in eckigen Klammern geschrieben werden (Hinweis P.R.). Das machen viele Astrohändler leider verkehrt.
Bildautor Christian Rusch schickte dieses Bild bereits im Dezember 2008. Er schrieb dazu: "Eher selten sieht man die zentralen Bereiche abgebildet. Damit die enormen Helligkeitsunterschiede von den äußeren schwachen Nebelbereichen bis ins helle Zentrum dargestellt werden können, machte ich eine Aufnahmenserie mit Belichtungszeiten von 2 Sekunden bis zu 6 Minuten. Anschließend wurden die Einzelaufnahmen mittels der DRI-Methode zu einem Komposit vereinigt."
Die Aufnahmedaten: Celestron C11 bei f = 2800 mm, Canon EOS 20Da ohne Darkfields, bei ISO 800 wurde belichtet:
8 x 2 s, 4 x 15 s, 2 x 30 s, 2 x 1 min und 1 x 6 min. Nachführung: ALT 7 und Fadenkreuzokular, Aufnahmeort: Trogen/Ostschweiz (1000 m Höhe), Datum: 16.11.2008 von 00:07 - 0:40 Uhr MEZ, Bearbeitung mit CS2.
RA = 05 h 35.4 min, DEK = -05° 27´