10. Woche - Das Gebiet um M 78 im Orion

Das aktuelle AdW zeigt Norden links und Westen oben, zur gewohnten Betrachtung müsste man das Bild also um 90° im Uhrzeigersinn drehen. Im Norden erkennt man einen Teil der bekannten H II-Schale „Barnard´s Loop“ und 9´ südlich davon eine Kette von Reflexionsnebeln. Sie stellen aufgehellte Zonen der dichten Molekülwolke im Komplex Orion B dar. M 78 ist hiervon der bekannteste und hellste Vertreter, der an seinem Westrand von einer auffälligen Dunkelwolke begrenzt wird. Die helleren Nebelzonen jenseits (westlich) davon sind NGC 2067 und 2064. Knapp nordöstlich von M 78 sitzt NGC 2071.
In M 78 stecken drei 10-mag-Sterne. Ihre Energie reicht gerade nicht aus, um den sicherlich vorhandenen Wasserstoff in M 78 zu ionisieren. Daher kommt kein rotes Leuchten, sondern „nur“ ein blauer Reflexionsnebel zustande.
Das gesamte Gebiet zeigt eine klare Sternentstehungsaktivität. So findet man in der Dunkelzone LDN 1630 südsüdwestlich von M 78 das assoziierte Herbig-Haro-Objekt HH 24. Im Bild ist es zu erkennen als zerrupftes Nebelchen zwischen zwei helleren kleinen Nebeln. In HH 24 verbirgt sich der Stern SSV63. Er ist nur durch IR-Aufnahmen nachweisbar, weil hier eine Absorption von 50 mag (!) herrscht. Das hellere Nebelchen 40´´ nördlich von HH 24 war an dieser Stelle nicht immer wahrnehmbar. Es wurde im Januar 2004 von dem Amateur J.W. McNeil entdeckt. Zwar zeigt der Palomar Observatory Sky Survey (POSS) nichts von „McNeils Nebel“, aber dennoch ist dieses Objekt nicht ganz neu. Es war schon 1966 fotografiert worden, und zwar für das bekannte Buch „The Messier Album“ von Mallas & Kreimer, das 1978 erschien. Auf einer Abbildung in diesem Buch leuchtet McNeils Nebel ähnlich hell wie heute. In den Jahren danach verschwand er bis zu seiner Wiederentdeckung im Jahre 2004. An der südlichen Spitze von McNeils Nebel befindet sich wie der Kopf am Schweif eines Kometen ein stark geröteter Stern. Vergrößert man sich den Bildausschnitt, so erkennt man im AdW diesen Stern eindeutig. Der Stern ist deckungsgleich mit dem Infrarot-Objekt IRAS 05436–0007, welches die Koordinaten RA = 05 h 46 min 13 s und DEK = -00° 06´ 05´´ besitzt.
Hansjörg Wälchli gelang diese brilliante Ansicht im vorigen Spätherbst am 25.11.2011. Er nahm die Bilderserie von der Sternwarte Mirasteilas (Falera, Schweiz) auf. Als Kamera diente eine SBIG STL-11000M/C2 an einem Apochromaten TEC 140 ED. Das Teleskop hat 980 mm Brennweite bei einem Öffnungsverhältnis von 1:7 (d.h. Blende 7 bzw. focal ratio f/7, das zur Klärung … J). Die Belichtung erfolgte im L-Kanal ohne Binning mit 39 x 10 min, R mit 10 x 5 min, G mit 21 x 5 min und B mit 12 x 5 min. Alle RGB-Bilder wurden zweifach gebinnt. Wer daran interessiert ist, kann dieses AdW mit dem AdW 11/2010 vergleichen. Dort wurde M 78 von Michael Deger vorgestellt.
RA = 05 h 46 min 47 s, DEK = +00° 00´ 50´´
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