10. Woche - NGC 2403 am Rand der M81/82-Gruppe

Während die Galaxien M 81 und M 82 sehr oft aufgenommen werden, findet man von NGC 2403 seltener Bildmaterial. NGC 2403 gehört aber ebenfalls zur M81/82-Gruppe. Das aktuelle AdW zeigt sie recht schön aufgelöst und detailreich. Norden ist oben, Osten links bei einem Bildfeld von 42,5' x 34'. Die Spiralgalaxie des Typs SAcd ist visuell etwa 8,4 mag hell, ihre Farbe ist im Mittel weißbläulich. Laut NED (NASA Extragalactic Database) hat NGC 2403 eine Ausdehnung von 21,9' x 12,3' und eine Entfernung von 11 Mio. Lichtjahren. Bei dieser Entfernung ergibt das einen wahren Durchmesser von rund 70.000 Lj. Hier im AdW kann der Astrofotograf entlang der Längsachse bis in die schwächsten Außenbereiche jedoch einen etwas größeren Durchmesser von 23,7' messen, so dass der wahre Durchmesser von NGC 2403 noch um rund 6000 Lj größer ausfällt.
Die M81/82-Gruppe hat eine längliche Form, die grob in West-Ost-Richtung verläuft (hier klicken). Alles in allem besitzt sie etwa 60 Mitgliedsgalaxien. Überwiegend sind das massearme Zwerggalaxien, dazu dann als größere Gruppenmitglieder NGC 2403 im Westbereich und NGC 4236 im Ostbereich. NGC 2403 ist sozusagen der „Außenposten“ der M81-Gruppe im Sternbild Camelopardalis (Giraffe). Ihre Struktur ist gekennzeichnet durch einen kleinen Kern mit groben Spiralarmen. Das AdW zeigt, dass diese Arme mit vielen hellen Sternwolken, Kondensationen und nebulösen Knoten durchsetzt sind. Hier findet eine starke Sternentstehung statt. In dieser Beziehung und von ihrer Dimension her gleicht NGC 2403 stark M 33. NGC 2403 war die erste Galaxie außerhalb der Lokalen Gruppe, in der Cepheiden gefunden wurden. Diese „Standardkerzen“ ermöglichen eine recht genaue Entfernungsbestimmung.
Schon Amateuraufnahmen offenbaren zahlreiche H II-Regionen in NGC 2403. Die hellsten und größten von ihnen übertrumpfen sogar noch 30 Doradus, den bekannten Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke. Während der einen beachtlichen Durchmesser von 1300 Lj hat, kommen NGC 2401-I, NGC 2403-II und NGC 2403-III auf 2000, 1600 und nochmals 1600 Lj (L. Drissen et al., 1999, Astronom. Journal 117, 1249-1274). Wer diese drei H II-Regionen finden möchte, lade bitte das Originalbild herunter und zoome hinein. Sie liegen bei den Pixelkoordinaten (910/745), (1009/728) und (1128/720). An diesen Orten jüngster Sternentstehung wurden massive Sterne gefunden. Neben O-Sternen konnten zahlreiche Wolf-Rayet-Sterne nachgewiesen werden, die bei 465 nm Wellenlänge eine deutliche Emission von Helium (He II) besitzen und in solchen Filtern heller erscheinen als in normalen Blaufiltern. NGC 2403-I und NGC 2403-II enthalten außerdem Supersternhaufen, die dem extrem dichten Supersternhaufen R136a im Tarantelnebel sehr ähnlich sind. Wegen der massiven Sterne sind die Supersternhaufen starke Energiequellen, durch die die HII-Regionen hoch ionisiert werden und auch merklich in [OIII] leuchten. Auch das ist in M 33 sehr ähnlich.
Jens Zippel nahm NGC 2403 am 6. und 7. Februar 2018 auf. Teleskop war ein 250-mm-Newton mit 1000 mm Brennweite. Kamera war eine Atik 460Exm. Die Belichtung geschah folgendermaßen: zusammen 90 x 420 s in RGB, dann mit einem CLS-Filter noch 37 x 520 s, so dass in Summe 15,8 h erreicht wurden. Die Farbfilter stammen von Astrodon (E-Serie), der CLS-Filter von Astronomic.
Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe
Astrofotografen in Deutschland haben es nicht leicht. Die Wintersaison 2017/2018 war sehr bescheiden, erst in den vergangenen Wochen ergaben sich ein paar klare Nächte, die überhaupt Astrofotografie erlaubten. Glücklich kann sich derjenige schätzen, der wie Jens Zippel eine Gartensternwarte sein Eigen nennt. Somit kann man auch einmal kurze Phasen klaren Himmels nutzen, um Astrofotografie zu betreiben. Alles hat aber seinen Preis, denn nur die wenigsten Astrofotografen haben aus ihrem Garten heraus allerbeste Bedingungen für die Astrofotografie. Jens Zippel fotografiert aus einer Vorstadtgegend von Bremen heraus, und damit ist klar, dass Lichtverschmutzung ein Thema ist. Das Hauptproblem der Lichtverschmutzung ist das schlechte Signal-Rausch-Verhältnis, welches durch den aufgehellten Himmel entsteht. Durch lange Belichtungszeiten kann man diese Problematik allerdings umgehen. Es ist nur ärgerlich, dass man unverhältnismäßig viel mehr Belichtungszeit investieren muss, um ein gutes Signal-Rausch-Verhältnis zu bekommen. Ein anderes Problem sind Gradienten im Bild. Damit gemeint sind unschöne Helligkeitsverläufe in den Bildern, die sich besonders deutlich im fertigen Farbbild zeigen, meist als grüne und/oder rötliche Farbverläufe. Es bedarf guter Programme und einiger Erfahrung in der Bildbearbeitung, um solche Gradienten vollständig zu beherrschen. Mittlerweile gibt es zahlreiche Softwares, die dem Astrofotografen zur Verfügung stehen, um solche Gradienten zu entfernen. Unbedingt genannt werden muss hier der GradientXTerminator (ein Plug-in für Adobe Photoshop) und die Software PixInsight, die gleich über mehrere Werkzeuge verfügt, um die lästigen Gradienten zu bändigen. Das Prinzip solcher Programme ist immer das gleiche. Mit Hilfe geeigneter Auswahlwerkzeuge wird der Hintergrund eines Astrofotos ausgewählt, und anschliessend ein Gradientenmodell aus diesen Bildinformationen modelliert. Dieses Modell kann dann schlicht von der eigentlichen Aufnahme abgezogen werden (nachdem es weichgezeichnet wurde). Was so einfach klingt, ist in Wirklichkeit viel komplexer, denn die Gradienten überlagern sich mit schwachen Nebeln oder Galaxienausläufern. Es bedarf oft mehrerer Durchgänge einer solchen Vorgehensweise, oder auch die Anwendung verschiedener Werkzeuge, um das Bild zu retten. Genau das hat Jens Zippel mit seiner Aufnahme gemacht. Wer sich das Rohbild der Aufnahme anschauen möchte, dem sei Jens Zippels Blog empfohlen, den man auf seiner Homepage www.spaceimages.de findet.
Wir gratulieren Jens Zippel zum gelungenen Bild und zum AdW.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim
Objektkoordinaten (J2000):
RA = 07 h 36 min 51 s, DE = +65° 36´ 09´´
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