11. Woche - Der Rosettennebel - Musterexemplar einer H II-Region

Das Sternbild Einhorn (Monoceros) liegt auf dem galaktischen Äquator. Daher ist es reich an offenen Sternhaufen, leuchtenden Nebeln und Dunkelwolken. Unter den Emissionsnebeln dieses Gebietes ist der Rosettennebel der prominenteste. Diese H II-Region ist nahezu kreisrund, ihr scheinbarer Durchmesser beträgt 80´ x 60´. Das aktuelle AdW zeigt Norden rechts, Osten oben.
Vom dänischen Astronomen Bengt Strömgren stammt die Modellvorstellung, dass H II-Regionen (ungestört) eine Kugelform besitzen (Strömgren-Sphäre). Der Durchmesser einer solchen Gaskugel hängt davon ab, wie weit die ionisierende Wirkung der UV-Strahlung, die von den heißen jungen Sternen im Nebelinneren abgegeben wird, nach außen reicht. Und das wiederum ist eine Frage ihrer effektiven Temperatur. Je heißer ein Stern, desto weitreichender ist seine ionisierende Wirkung. Im Falle des Rosettennebels sorgen 10 Sterne der Spektraltypen O5 bis B1 für die Anregung des Gases. Sie gehören dem offenen Sternhaufen NGC 2244 an.
Die hellsten Nebelpartien haben eigene NGC-Nummern: NGC 2237-9 und NGC 2246. Sie bilden einen geschlossenen Ring um eine auffällige zentrale Höhlung. In dieser Höhlung gibt es kaum leuchtenden Wasserstoff. Stattdessen sitzt hier der oben genannte offene Sternhaufen NGC 2244. Er ist einerseits aus dem Nebelmaterial (molekulares Gas, Wasserstoff, Staub) entstanden, bläst aber andererseits auch die ihn umgebende Materie fort. Ursache dafür sind Strahlungsdruck und heftige Sternwinde, welche für massive, junge Sterne typisch sind. Dadurch expandiert der Rosettennebel und wird zusätzlich am Innenrand verdichtet. Dort wird die Materie also stark zusammengeschoben. Auf diese Weise bilden sich in diesen Zonen "bright rims" und Elefantenrüssel. Mit anderen Worten: Im Innenbereich findet eine erneute sog. "sekundäre Sternentstehung" statt.
Was man selten sieht: Nordöstlich des Rosettennebels befindet sich der etwa 160´ große Monoceros-Supernovarest. Wir erkennen das lichtschwache, ringförmige Objekt in seinen hellsten Teilen im rechten oberen Bildquadranten. Warum den Mon-SNR nicht einmal zentral im Bildfeld aufnehmen? Und südlich des Rosettennebels (Bildrand links) befindet sich eine weitere H II-Region: Sh2-280.
Werner Probst ist Autor dieses weitwinkeligen Übersichtsbildes. Die Aufnahme vom 18.12.2013 wurde in Gurk von der eigenen Balkonsternwarte aus aufgenommen. Dazu kam ein Tele-Objektiv Canon EF 200 LII mit 200 mm Brennweite bei Blende 4 zum Einsatz. Mit einer CCD-Kamera Moravian G2-8300FW wurde folgendermaßen belichtet: H-Alpha 14 x 20 min, L 25 x 10 min, RGB je 12 x 10 min.
Objektkoordinaten (2000.0):
RA = 06 h 31 min 55 s, DEK = 04° 56’ 30”
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