13. Woche - Der Rosettennebel im Einhorn

Das heutige AdW zeigt einen Blick in das Sternbild Einhorn - genauer gesagt, einen Ausschnitt von 76' x 57' aus der Sternassoziation Monoceros OB2 mit dem zentralen, jungen Sternhaufen NGC 2244 (Norden oben, Osten links). Um ihn herum erstreckt sich der Rosettennebel NGC 2237-46, eine große HII-Region von 1,5° Winkeldurchmesser. NGC 2244 und Rosettennebel sind ein Musterbeispiel für einen sehr jungen, massereichen Haufen aus heißen Sternen, die das sie umgebende Gas als sphärischen Nebel ionisieren („Strömgrensphäre“). Das Material für die Sternhaufenbildung stammt aus der benachbarten Rosetten-Molekülwolke. Die Entfernung von NGC 2244 (und damit auch die des Rosettennebels) beträgt rund 5200 Lj bei einem Alter von nur 1 bis 6 Mio. Jahren (Bonatto 2009). In dieser Entwicklungsphase gibt es noch etliche junge, heiße und massive Sterne der sehr „frühen“ Spektraltypen O und B. Insbesondere die O-Sterne sind eigentlich selten, da sie nur wenige Millionen Jahre existieren. In der Tabelle (hier klicken) sind die sieben hellsten OB-Sterne aufgelistet, die den Rosettennebel zur Emission anregen.
Schaut man sich das AdW an, so fällt als hellster Stern in NGC 2244 der Veränderliche 12 Mon auf. Der alte K0-Riese unterscheidet sich von den restlichen Haufensternen durch seine gelbe Farbe und passt schon rein optisch überhaupt nicht zu ihnen. Und tatsächlich ist 12 Mon ein Vordergrundstern, der nicht zu NGC 2244 gehört. Das stellte bereits H. Johnson 1962 in einer fotometrischen Untersuchung fest.
Typisch für den Rosettennebel ist seine Kugelgestalt, die durch eine markante zentrale Höhle betont wird und dadurch als Schalenstruktur erscheint (Celnik 1983, 1985). In der Höhle befinden sich die sechs hellsten blauen Sterne von NGC 2244. Ihr Sternwind ist nach außen gerichtet und beträgt bis zu 3000 km/s für O5-Sterne. Dieser Wind hat die Höhle freigefegt und so erst einmal dafür gesorgt, dass die harte UV-Strahlung der O-Sterne in den Rosettennebel gelangt, ihn ionisiert und rot leuchtend sichtbar werden lässt. Der Sternwind ist gleichzeitig auch der „Motor“, der den 140 Lj ausgedehnten Rosettennebel mit etwa 14 km/s expandieren lässt (Celnik 1986), so dass Höhle und Nebel ständig anwachsen.
Inmitten des Sternhaufens NGC 2244 erkennt man einige bogenförmige Nebel, zwei sogar parabolförmig. Es handelt sich um ionisierte Hochgeschwindigkeitsknoten (Meaburn & Walsh 1986). Im Fokus eines dieser Knoten wurde 2003 ein T Tauri-Stern mit Jet entdeckt. Weiterhin sind Elefantenrüssel und Globulen sichtbar, aber nicht nur optisch. Auch radioastronomisch können sie registriert werden, im Bereich der CO-Emission (110 und 115 GHz). Eine solche Untersuchung von Gahm et al. (2013) zeigte, dass sich die Elefantenrüssel und Globulen im Rosettennebel mit 22 km/s vom Haufenzentrum weg bewegen. Der Rosettennebel dehnt sich aber nicht nur aus, er kollidiert auch mit den Resten der Molekülwolke. Dadurch wird sich sein Aussehen allmählich ändern. Entscheidend sind aber die ionisierenden Sterne: NGC 2244 ist dazu verdammt, sich in wenigen 10 Mio. Jahren aufzulösen.
Fachgruppenmitglied Mark Schocke fertigte dieses schöne Bild an - wieder einmal aus der Ruhrgebietsstadt Oberhausen heraus. Das war am 25. und 26.01.2017 (jeweils erste Nachthälfte). Aufnahmeteleskop war ein 200-mm-Newton (f = 800 mm), dazu eine CCD-Kamera Moravian G2 mono, alles auf einer Montierung des Typs Losmandy G11. Die Filter von Astronomik sind eine Kombination aus Hα, [OIII], R, G und B (die Linienfilter mit 12 nm HWB). Belichtet wurde mit R und G je 26 x 3 min, mit B 26 x 5 min. Die Hα-Belichtung betrug 14 x 10 min, in [OIII] 12 x 10 min, alles zusammen also rund 9 Stunden. Dazu schreibt der Autor: „Der Einsatz der Schmalbandfilter ist hier in erster Linie als Mittel gegen die Himmelshelligkeit gedacht. Richtung Süden, bzw. Richtung tiefe Deklination lässt sich von meinem Standort generell schlecht fotografieren. Das Ergebnis sollte aber trotzdem ein möglichst farbechtes Bild sein, auch wenn sich mit Schmalbandfiltern alleine ein noch höherer Kontrast erreichen ließe.“
Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe
In den Astrofotografieforen taucht häufig die Frage danach auf, ob und warum sich der Kauf einer monochromen CCD lohnt, im Vergleich zu Farb-CCDs oder DSLR-Kameras. Jede Kamera hat dabei ihr Für und Wider, und generell kann man nur schwer eine allgemeingültige Aussage darüber treffen. Eine Möglichkeit der monochromen CCD ist die Verwendung von Schmalbandfiltern. Das heißt, man kann mittels spezieller, engbandiger Filter die Objekte im Licht ganz spezieller Wellenlängen aufnehmen. Für die Deepskyfotografie am interessantesten ist der Hα-Filter, der es erlaubt, Emissionsnebel sehr detail- und kontrastreich aufzunehmen. Ein besonderer Vorteil dieser Technik ist, dass diese Filter gleichzeitig störendes Streulicht (durch Lichtverschmutzung oder Mondschein) weitestgehend unterdrücken. Das erlaubte es Mark Schocke, die vorliegende Aufnahme aus Oberhausen heraus zu erstellen.
Zusätzlich kam noch ein [OIII]-Filter zum Einsatz (der nicht ganz so unempfindlich gegenüber Streulicht ist) sowie die üblichen R-, G- und B-Filter. Aus allen Aufnahmen wurde dann das hier vorliegende Farbbild erstellt, mit dem Ziel, einen möglichst natürlichen Bildeindruck herzustellen. Wie genau Mark Schocke dabei vorgegangen ist, ist aus der Bildbeschreibung nicht zu erkennen, man sieht aber deutlich, dass Hα zum Rotkanal beiträgt.
Die Verwendung von Schmalbandfiltern unter stark lichtverschmutztem Himmel ist ein Segen für Astrofotografen, die in der Stadt wohnen. Allerdings erzielt man mit dieser Technik auch unter dunklem Himmel bessere Ergebnisse, wenn man es auf ein gutes Signal zu Rausch Verhältnis anlegt.
Eine kleine Anregung möchte ich hier noch geben. Der Schwarzpunkt der Aufnahme hätte etwas näher am „Histogrammberg“ liegen können, wodurch die Aufnahme an Kontrast und Drama gewinnen würde.
Das Bild des Rosettennebels zeigt schön, was mit der geeigneten Ausrüstung aus der Stadt heraus möglich ist. Gratulation zu dem schönen Ergebnis.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim
Koordinaten (J2000.0):
RA = 06 h 31 min 40 s, DE = 04° 57' 48"
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