13. Woche: NGC 3372, der grandiose Gasnebel um Eta Carinae

Nach ersten Tests mit einer modifizierten 30D (Hutech) schickte Dieter Willasch aus Südafrika ein paar Bilder, die den deutlichen Leistungsgewinn gegenüber der Standardkamera zeigten, gerade im roten Spektralbereich. Sein Originalkommentar: "Da macht das Fotografieren richtig Spaß, vor allem bei schwachen HII-Objekten bzgl. der Farbtreue, und der Empfindlichkeitsgewinn macht sich in einer starken Verringerung der Belichtungszeit bemerkbar. Jedenfalls mehr als ich erwartet habe. Der einzige Wermutstropfen ist, dass in schwachen Bilddetails und langen Belichtungszeiten (bzw. vielen Stacks) sich zunehmend eine unregelmäßige Streifenbildung bei der Kamera bemerkbar macht, offenbar ein bekannter Effekt. Diese müssen dann unter Zeitaufwand wegeditiert werden." Dies - so die Anmerkung des AdW-Teams - bedeutet eine klare Einschränkung des Einsatzes digitaler Spiegelreflexkameras mit CMOS-Chip für sehr lichtschwache Flächenobjekte!
Bei dem aktuellen AdW handelt es sich allerdings um ein sehr helles Objekt, nämlich NGC 3372. Es ist eine einzige Aufnahme mit ISO 400 und 5 Minuten Belichtungszeit. Sie erfolgte mit einem TMB 80 bei f/4.8, wobei die modifizierte Canon EOS 30D als Aufnahmesystem diente. Zur Nachführung saß alles "piggyback" auf einem 10-zölligen Meade LX200 GPS, welches mit einem DSI Pro (Deep Sky Imager) als Autoguider gekoppelt war. Der Leser vergleiche dieses Foto mit dem, das vom selben Bildautor als AdW 26/2006 veröffentlicht wurde und das insgesamt 48 Minuten belichtet worden war!
NGC 3372 wird durch zahlreiche enthaltene junge Sterne und Sternhaufen zum Leuchten angeregt, darunter hat man auch etliche sehr massive Sterne entdeckt. Die Entfernung ist nicht ganz klar. Während ältere Angaben bei 3.900 Lj liegen (A.D. Thackeray 1953), nennt D. Malin 1995 eine Entfernung von rund 10.000 Lj. NGC 3372 bedeckt bis in seine schwächsten Ausläufer eine Fläche von 4 Quadratgrad und ist ein "Muss" für jeden Beobachter, der die Südhabkugel besucht. Schaut man sich die Nebelstruktur genauer an (hier Norden links, Osten unten), erkennt man unmittelbar im Zentrum ein großes nach Norden offenes "V". Der hellste südliche Bereich dieses "V" hat eine dreieckige Form. Dort befindet sich der 6.2-mag-Stern Eta Carinae, ein astronomisch gesehen sehr kurioser Veränderlicher. Er hatte 1843 eine Maximalhelligkeit von -0.8 mag, die im Verlauf der folgenden Jahrzehnte auf nahezu 8 mag abfiel und erst seit 1940 allmählich wieder angestiegen ist. Im Laufe seiner Entwicklung hat Eta Carinae verschiedene Materieauswürfe hinter sich gebracht, die sehr dicht um ihn herum den 15´´ ausgedehnten "Homunculus-Nebel" erzeugt haben. Dieses Nebelchen ist in der Zeit um 1880 entstanden und dehnt sich mit etwa 7´´ pro Jahrhundert aus.
RA = 10 h 43.8 min, DEK = -59° 52´