17. Woche - Die Spiralgalaxie M 106

M 106 (= NGC 4258) liegt in den Jagdhunden und zählt von ihrem Erscheinungsbild her zu den „prominenten“ Balkenspiralen. Ihr scheinbarer Durchmesser beträgt 18,6’ x 7,2’, dazu hat sie eine scheinbare visuelle Helligkeit von 8,3 mag. Das macht sie für Astrofotografen und visuelle Beobachter zu einem attraktiven Objekt. Über die Entfernung sind sich die Astronomen relativ einig. Nach Newman et al. (2001) ist M 106 etwa 7,8 Mpc entfernt, das sind 25,4 Millionen Lj. Mager et al. (2008) ermittelten mit Hilfe der hellsten Roten Riesen 7,18 Mpc, also 23,4 Millionen Lj. Damit kommt M 106 auf einen wahren Durchmesser von ca. 130.000 Lj und ist deutlich größer als unsere Milchstraße oder auch unsere Nachbargalaxie M 31.
M 106 ist ungewöhnlich in verschiedener Hinsicht. Zunächst zählt sie zu den „Seyfert-Galaxien“. Diese verfügen über einen aktiven galaktischen Kernbereich (AGN = active galactic nucleus). Der Astronom C. Seyfert hat M 106 deshalb schon 1943 in seinen Katalog aufgenommen. Weiterhin gibt es im Kernbereich ein supermassives Schwarzes Loch, für das man nach Modellrechnungen etwa 33 Millionen Sonnenmassen veranschlagen darf (Siopis et al. 2009). Und schließlich sind außer den „normalen“ Spiralarmen noch Auswürfe aus hoch angeregtem Gas bekannt, die vom Kernbereich ausgehen, sich aber überhaupt nicht mit den normalen Spiralarmen decken. Man hat im Radiobereich einen zentralen Jet gefunden, der durch Stoßprozesse (die Amerikaner reden gern von „shock“) diese dynamischen Gasauswürfe zur Emission bringt. Im Hα-Licht und im Radiobereich sind diese „Gasarme“ deutlich zu sehen (Hyman et al. 2001).
Im Jahre 2011 legte eine japanische Astronomengruppe eine Untersuchung der Begleiter von M 106 vor. Man fand insgesamt 16 Begleitgalaxien, acht davon sind Zwerggalaxien und sehr massearm. Vier neue Zwerge konnten die Japaner entdecken. M 106 stellt damit ein sehr stark „bevölkertes“ System dar.
Das aktuelle AdW stammt von Fachgruppenmitglied Horst Ziegler, dem die Aufnahme am 4. Februar dieses Jahres gelang. Norden liegt links, Westen oben. Aufnahmeort war Mondsee im Salzkammergut. Als Teleskop wurde ein TEC-Apochromat 140/980 mit originalem Flattener verwendet, der die Brennweite auf effektiv 980 mm bringt. Mit einer Moravian 11000 konnte so ein großes Bildfeld erzeugt werden. Belichtet wurde 30 x 15 min (L), RGB jeweils 11 x 15 min. Die Verarbeitung erfolgte mit MaximDL und Fitswork4, die Endbearbeitung mit PS CS4. Dazu der Autor: „Diese langen Belichtungszeiten hier in Ortsrandlage sind bei der vorhandenen Lichtverschmutzung eine ziemliche Herausforderung, sowohl bei den Aufnahmen als auch bei der Bildbearbeitung. Trotzdem ist eine relativ große Tiefe erreicht worden, es wimmelt nur so von Hintergrundgalaxien. Dies macht durch das große Chipformat richtig Freude beim Betrachten.“
Und zur Bestätigung durch das AdW-Team: So gravierend kann die „Lichtverschmutzung“ gar nicht sein, denn die von den Japanern entdeckten Zwerggalaxien hat Horst Ziegler ebenfalls erreicht! Unsere Gratulation!
Objektkoordinaten (2000.0):
RA = 12 h 18 min 58 s, DEK = +47° 18’ 13”
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