18. Woche - Der Reflexionsnebel Cederblad 191

Im heutigen AdW zeigen wir einen Reflexionsnebel aus dem Sternbild Cepheus. Das Bildfeld beträgt 39' x 31'. In Amateurkreisen ist meist von vdB 140 die Rede. Damit wird leider der eigentliche Entdecker gestraft. Denn schaut man sich das Objekt in der astronomischen Literatur an, so merkt man schnell: Erste Untersuchungen stammen vom schwedischen Astronomen S. Cederblad und wurden 1946 publiziert. Im Cederblad-Katalog trägt dieser blaue Reflexionsnebel die Nummer 191. Später veröffentlichten die deutschen Astronomen J. Dorschner und J. Gürtler 1963 in Jena eine ausführliche Katalogisierung galaktischer Reflexionsnebel. Dieser bekannte "DG-Katalog" war mit Hilfe des Palomar Sky Survey entstanden und dort wird unser AdW-Objekt als DG 173 geführt. Selbstverständlich nennen Dorschner & Gürtler für DG 173 auch die Katalognummer Ced 191, das ist man dem Entdecker schließlich schuldig. Auch der Lynds-Katalog aus dem Jahre 1965 umfasste helle Nebel der Milchstraße. Darin ist Ced 191 als LBN 446 erfasst. Schließlich folgte drei Jahre später die Nebeluntersuchnung von S. van den Bergh, in welchem Ced 191 = DG 173 = LBN 446 die Katalognummer vdB 140 erhielt. Zwar merkt van den Bergh an, dass sein Katalog eine Erweiterung der Vorgängerkataloge darstellt, er listet aber nur seine eigenen Nummern, ohne für die einzelnen Nebel die Katalognummern von Cederblad, Dorschner & Gürtler sowie Lynds zu ergänzen. Der Leser sollte also wissen, dass viele der vdB-Nebel schon früher in drei Vorläuferkatalogen eine Katalognummer erhalten hatten. Wir bleiben deshalb bei der ursprünglichen Bezeichnung Ced 191.
Zentraler Stern ist BD+57°2309 (HD 203025), ein 6,4 mag heller B2-Stern aus der "Bonner Durchmusterung". Er ist so eben nicht in der Lage, den umgebenden Wasserstoff zu ionisieren und als HII-Region aufleuchten zu lassen. Daher reflektiert der Nebel lediglich das Sternenlicht, und die gut kalibrierte AdW-Aufnahme gibt einen blauen Reflexionsnebel wieder. Der Nebel wirkt leicht strukturiert und zieht sich merklich nach Südosten. Etwa 16 Bogenminuten östlich von BD+57°2309 steht der mit 5,7 mag etwas hellere Stern BD+58°2249 (HD 203338). Dieser orangefarbene M1-Überriese ist ein Doppelstern. Sein 9,2 mag heller Begleiter steht in 4,7 Bogensekunden Distanz.
Bildautor ist Günter Kerschhuber. Ende August bis Anfang September 2016 entstanden die Einzelaufnahmen an der Sternwarte Gahberg im Salzkammergut. Für die Luminanz wurde ein 250-mm-Astrograph (ASA) plus Paracorr mit f = 1050 mm verwendet, dazu wurde mit einer Trius 694 insgesamt 742 min belichtet. Für die RGB-Aufnahmen kam ein 200-mm-Astrograph (ebenfalls von ASA) mit f = 540 mm zum Einsatz. Mit einer Starlight SXV-H9 wurde 233 min in R, 260 min in G und 280 min in B belichtet. Dazu meine Anmerkung: Von vornherein werden die Filterungen also unterschiedlich lang belichtet, was sich aus der spektralen Empfindlichkeit des Aufnahmechips ergibt.
Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe
Günter Kerschhuber war schon oft beim AdW dabei. Seine Aufnahmetechnik mit zwei Teleskopen und Kameras, und die Besonderheiten des Beobachtungsortes (der Gahberg in Österreich) wurden in der Vergangenheit oft kommentiert. Auch mit dieser Aufnahme liefert uns Günter Kerschhuber wieder ein sehr gutes Astrofoto, mit einem tollen Motiv und einer sehr schönen Bildwirkung. Die hellen Sterne mit ihren prägnanten Spikes sind echte Hingucker, eingebettet in einen Mix aus Dunkel- und Reflexionsnebeln.
Belichtungszeit ist am Gahberg wohl keine Mangelware, denn was verschiedene Astrofotografen dort über die Monate an Bildern produzieren, ist schon beachtlich. Auch die hier gezeigte Aufnahme ist gut durchbelichtet mit 742 min für die Luminanz und 233, 260 und 280 min für die Farbkanäle Rot, Grün und Blau. Dementsprechend beachtlich fällt das Ergebnis aus.
Was in kleiner Auflösung nicht auffällt wird jedoch bei 100% Ansicht sichtbar, nämlich ein doch recht gut wahrnehmbares Farbrauschen in den Bereichen der sehr schwachen Nebel. An sich wäre das nicht bemerkenswert, aber Günter Kerschhuber hat uns zur weiteren Ansicht eine weitwinklige Aufnahme angefügt, und in dieser mit einer DSLR gemachten Aufnahme erkennt man sehr deutlich ein typisches „verschmiertes“ Farbrauschen, ganz typisch für DSLR Aufnahmen, die nicht gedithert wurden. Zumindest ist das mein Verdacht, denn eigentlich habe ich bei solch langen Belichtungszeiten nicht mit einem Farbrauschen gerechnet. Jetzt ist das Dithern kein alleiniges Heilmittel gegen Rauschen (hier hilft nur noch mehr Belichtungszeit), es unterdrückt aber sehr wirkungsvoll das sogenannte Kalibrationsrauschen. Darunter versteht man den Rauschanteil, der durch die Kalibrationsbilder (die ja aus endlich vielen Aufnahmen bestehen) ins fertige Bild gebracht werden. Zusätzlich hat das Dithern noch einige andere positive Effekte, bei DSLR-Aufnahmen verbessert es drastisch die Bildqualität. Selbst das Hubble Space Telescope dithert, hauptsächlich jedoch nicht aus oben genannten Gründen. Das Dithering ist aber Standard bei professionellen Observatorien. Und was die Profiastronomen machen, kann für uns Amateure nicht schlecht sein.
Dies ist nur als Hinweis gedacht, um die ohnehin sehr guten Bilder des Autors in Zukunft vielleicht noch einen Hauch besser aussehen zu lassen.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim
Koordinaten des Objekts (J2000.0):
RA = 21 h 17 min 19 s, DE = +58° 36' 41''
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