18. Woche - Schmuckstück im Perseus: Der California-Nebel NGC 1499

Das Herbssternbild Perseus ist reich an auffälligen Deep-Sky-Objekten. Eines davon – ein wahres Schmuckstück – ist der California-Nebel NGC 1499. Zwar wird er aufgrund seiner Helligkeit und intensiven Farbe gern und häufig fotografiert, aber auch Standard-Objekte werden hier immer wieder vorgestellt. Schließlich ändern sich im Laufe der Zeit ständig die Aufnahmemittel und auch die Möglichkeiten durch neue Software. Die Aufnahmeserie entstand am 19. Januar 2020 in Grasberg (Bremer Umfeld). Bildautor ist Fachgruppenmitglied Kai-Oliver Detken. Er setzte sein Celestron C11 SC XLT ein (280 mm/2800 mm), die Brennweite wurde allerdings mit dem HyperStar-System zur Brennweitenreduzierung incl. Flatfieldbildung versehen, so dass für diese Aufnahme nun bei 560 mm Brennweite ein Öffnungsverhältnis von 1:2 = Blende 2 = Apertur f/2 vorlag. Die Kamera war eine ZWO ASI071MCpro, eine CMOS-Farbkamera mit regelbarer Kühlung. Als Montierung wurde eine iOptron CEM60 verwendet. Die Nachführung erfolgte über Autoguiding mit einem Lacerta M-GEN V2. Fokussiert wurde über Live-View (FireCapture). Da das Licht von Bremen die Umgebung deutlich aufhellt, wurde mit einem (dualen) zweizölligen Nebelfilter gearbeitet: L-eNhance (Optolong). Belichtet wurde bei Gain 0 (d.h. im höchsten Dynamikbereich) insgesamt 2 h 20 min bei Einzelbelichtungen von 5 min Dauer. Für die Aufnahme selbst kam die Software AstroPhotography Tool (APT, Version 3.82) zum Einsatz, die Bildbearbeitung wurde mit PixInsight 1.8.8 und Photoshop CS6 durchgeführt. Das Bildfeld ist 2° 22' x 1° 43' ausgedehnt, die Nordrichtung verläuft nach rechts geklappt auf etwa 2 Uhr.
Der California-Nebel NGC 1499 ist auch als Cederblad 26 und als Sh2-220 katalogisiert. Wie von anderen Emissionsnebeln her bekannt ist, gilt auch hier: Der Nebel sitzt am Rand einer ausgedehnten Molekülwolke. Hier prallt die hochenergetische UV-Strahlung einer anregenden Quelle auf Staub und Gas, das miteinander vermischt ist, wie das AdW gut wiedergibt. NGC 1499 zeigt im Inneren zwei hell leuchtende Stränge: einer bildet den Südrand des Nebels, der zweite den Nordrand. Anregender Stern ist HD 24912, ein 4,08 mag heller Stern des Spektraltyps O7,5III. Dieser Riese liegt in der Mitte des unteren Bildrandes. Er weist einen Farbindex B-V = 0,02 mag auf, und das ist leuchtend blau. Seine Entfernung beträgt rund 490 kpc bzw. 1600 Lj (Georgelin 1970). Diesen Wert können wir also auch für den California-Nebel voraussetzen. Nach Miller (1968) gilt für HD 24912 ein Farbexzess E(B-V) = 0,36 mag, das ist ein Maß für die Farbverfälschung. Aus ihr berechnet sich eine visuelle Absorption A(vis) ~ 1,1 mag. HD 24912 hätte demnach im ungestörten Fall (wenn kein Staub im Vordergrund vorhanden wäre) eine visuelle scheinbare Helligkeit um 3,0 mag. Er wäre dann noch blauer und in seiner Helligkeit vergleichbar mit den Sternen im Orion - kein Wunder, denn NGC 1499 gehört dem Orion-Arm unserer Milchstraße an.
Anmerkungen: Steward Sharpless gibt für Sh2-220 eine Ausdehnung von 320' an, das wären 5,3°. Das ist entschieden mehr als die Bildfeldlänge in unserem heutigen AdW. Kai-Oliver Detken hat quasi den hellsten Bereich erfasst, grob gesagt: ca. 60% der gesamten Nebellänge. Der lichtschwächere Südostbereich befindet sich außerhalb des Bildfeldes. Der Aufnahmewinkel sollte für ein solches Objekt größer sein. Der Chip, ein Sony IMX071, hat eine Fläche von 23,6 mm x 15,6 mm und bildet bei der Brennweite von 560 mm einen Bildwinkel von 2,4° x 1,6°. Für den California-Nebel wäre also eine entsprechend kürzere Brennweite mit größerem Bildwinkel angemessen. Das ist jetzt eine reine Feststellung, keine negative Kritik.
Vielleicht an dieser Stelle einmal gerade für die Einsteiger: Neben der sorgfältigen Bildkalibrierung durch Bias-, Dark- und Flatfieldkorrekturen ist auch das "Dithering" von Bedeutung. Der Bildautor nutzte Square Snake mit 5 Pixeln Breite. Diese Maßnahme schafft es, künstliche Gebilde auf der Aufnahme zu reduzieren, die durch heiße/kalte Pixel erzeugt werden und meist in länglicher Form wegen der zeitlichen Verschiebung des Aufnahmefeldes am Himmel auftreten. Der verwendet Duo-Filter lässt nur das [OIII]- und das H-Alpha-Licht durch, nicht den gesamten visuellen Spektralbereich. So wird es problematisch, den Sternen einen "natürlichen" Farbeindruck zu verleihen. Der Nebel indessen wird gerade in lichtverschmutzten Orten besonders prominent erreichbar - auf Kosten der Sterne. Dennoch: Die Sterne sehen insgesamt recht ordentlich aus.
Wir gratulieren herzlich zum Astrofoto der Woche und bedanken uns für die Bildeinsendung.
Peter Riepe
Bildautor: Kai-Oliver Detken
Objektkoordinaten (J2000) von NGC 1499:
RA = 04 h 02 min 18 s, DE = +36° 18' 46''
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