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20. Woche - Sh2-185 - ein extrem lichtschwacher Nebelbogen

Fotografiert von: Jürgen Mayer | | Astrofoto der Woche

Das AdW dieser Woche zeigt eine selten präsentierte, ungewöhnliche Ansicht. Bestens bekannt sind nordöstlich des Sterns Gamma Cassiopeiae (γ Cas) die beiden Emissionsnebel IC 59 und IC 63. Wir zeigten und besprachen sie im AdW 2/2017. Im heutigen AdW ist das Aufnahmefeld mit 5,3° x 3,5° aber wesentlich weitwinkeliger (Norden oben, Osten links). Außerdem ist die Aufnahme länger belichtet und daher erheblich tiefer. So kommt die extrem lichtschwache HII-Region Sh2-185 als liegende Parabel östlich von γ Cas zum Vorschein. In diesem Nebelbogen sind IC 59 und IC 63 nur die hellsten Intensitätsspitzen. Sie bilden die von HII-Regionen her bekannten hellen Emissionsränder ("bright rims"). Dort stößt das expandierende Nebelmaterial mit der ruhenden molekularen Wolke zusammen. Während Sh2-185 in seinen lichtschwachen Bereichen ausschließlich rot in Hα leuchtet, sind nahe bei γ Cas in IC 59 und IC 63 auch blaue Reflexionsanteile sichtbar. Der 650 Lj entfernte B0-Stern sorgte und sorgt weiterhin für die Expansion des Nebels mit der so entstandenen inneren Höhle. Das Nebelalter beträgt etwa eine Million Jahre, und spätestens innerhalb der nächsten Million Jahre wird sich die Nebelstruktur aufgelöst haben.

Weitere interessante Objekte sind im AdW zu erkennen. Zunächst ist links oben im Bild bei den Pixelkoordinaten 417/91 der Nebel Simeis 113 sichtbar (benannt nach dem Katalog aus den 1950er- Jahren vom Simeis-Observatorium auf der Krim). Später wurde der Nebel als Sh2-187B katalogisiert, was heute kaum mehr beachtet wird. Simeis 113 erstreckt sich innerhalb einer Dunkelwolke auf 10' x 8', wäre also etwas für längere Aufnahmebrennweiten. Die Nebelfarbe ist durch den vorgelagerten Staub deutlich ins Bräunliche verfärbt, im Gegensatz zum "sauberen Hα" von Sh2-185.

Einige schöne offene Sternhaufen sind erwähnenswert, einmal NGC 457 bei 463/1297. Dazu gesellt sich der etwas kleinere NGC 436 bei 633/1131. Sie beide (links unten im Bild) bilden ein dankbares Motiv für Bildfelder um 1° Kantenlänge. Schließlich ist in der rechten oberen Bildecke bei 1961/126 ein weiterer offener Sternhaufen zu erkennen, mit Namen NGC 225. Er wird von einem weniger bekannten blauen Reflexionsnebel begleitet - Bezeichnung [RK68] 4. Die Namensgebung stammt aus dem Nebelkatalog von Rozhkovskij und Kurchakov (1968). Auch dieses Motiv (Sternhaufen und Nebel) soll hier einmal als Anregung für längere Brennweiten genannt sein.

Hans Jürgen Mayer ergänzt vortrefflich das AdW 02/2017, indem er uns dieses beeindruckende Bild aus dem Spätsommer 2016 lieferte. Aufnahmeorte waren Stolac, Kroatien (Aug. 2016) und Lavertezzo, Tessin (Sept. 2016). Aufnahmeoptik war ein Canon EF 200, verbunden mit einer Canon 1100Da sowie Canon 1100Da mono für Hα. Von der Offenblende 2,8 wurde auf 3,5 abgeblendet. Die Belichtungszeiten betrugen insgesamt 19,3 Stunden bei ISO 800 für die Farbe und 15,3 Stunden für Hα. Die Bildbearbeitung erfolgte über Theli, Photoshop CS4 und ImagesPlus.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

Das heutige AdW zeigt eigentlich recht bekannte Nebel. Den meisten dürften die helleren Objekte als IC 59 & 63 bekannt sein, und darüber hinaus sind wir langbrennweitige Aufnahmen dieser Himmelsregion gewohnt. In mehrfacher Hinsicht handelt es sich hier also um ein einzigartiges Bild. Das große Feld ist ungewöhnlich, aber erst recht die beachtliche Tiefe der Aufnahme. Denn schaut man sich im Internet Bilder dieser Himmelsgegend an, so sieht man meistens nur die hellsten Regionen dieser Nebellandschaft, und diese häufig sogar nur schemenhaft. Hier erkennt man aber die schwächsten Ausläufer des Nebelkomplexes, satt belichtet. Eine wunderschöne Zugabe sind die sehr schwachen Dunkelnebel, die zarten Reflexionsnebel und die offenen Haufen im Bildfeld.

Was ist das Geheimnis einer solch tollen Aufnahme? Ich wiederhole mich, aber es zeigt mal wieder, dass a) eine lange Belichtungszeit und b) ein dunkler Himmel den Unterschied machen. Die verwendeten Kameras und auch das Objektiv spielen hierbei eine weniger große Rolle. Ohne dem Autor zu nahe treten zu wollen, aber die EOS 1100D ist schon etwas in die Jahre gekommen, und das Canon-Objektiv 200 mm f/2.8 ist nach wie vor sehr beliebt, wird aber mit Sicherheit schon bald von lichtstärkeren Objektiven gleicher oder besserer Qualität abgelöst werden. Es zeigt ganz deutlich eines: die Ausrüstung ist heutzutage nicht mehr der limitierende Faktor in der Astrofotografie, sondern der Astrofotograf selber. Hans Jürgen Mayer hat hier geduldig und bedacht Photonen gesammelt, um zu diesem sehr guten Ergebnis zu kommen. Das Ergebnis ist ein toller Lohn dafür.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

Koordinaten der Bildmitte (J2000.0):

RA = 01 h 05 min 46 s, DE = +60° 05' 22''

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