21. Woche - NGC 4631: Hering oder Walfisch?

In den Jagdhunden liegt NGC 4631, eine ungewöhnliche „edge-on-Galaxie“. Sie wurde wegen ihrer verbogenen Form von Halton Arp in seinen „Atlas Of Peculiar Galaxies“ aufgenommen. Die populäre Namensgebung lautet sowohl „Heringsgalaxie“ als auch „Walfischgalaxie“. Egal ob Wal oder Hering – diese 9,84 mag helle Spirale wird als Typus Sc klassifiziert. Der Farbindex zeigt mit B-V = 0,54 mag eine durchschnittlich weißbläuliche Farbe. Mit 15,1´ x 3,3´ ist NGC 4631 relativ groß. Legt man die Radialgeschwindigkeit von 638 km/s zugrunde, so käme man über die Hubble-Konstante von 72 km/s pro Mpc auf 28,9 Millionen Lj Entfernung, was einen echten Durchmesser von 127.000 Lj ergibt - deutlich mehr als bei unserer Milchstraße!
Genau 2´ nördlich hat NGC 4631 quasi am „Walbuckel“ angeheftet die Begleitgalaxie NGC 4627. Diese ebenfalls verformte elliptische Galaxie ist 3 mag schwächer und misst nur 2,7´ x 2,0´. Offenbar liegt eine starke Wechselwirkung zwischen beiden Galaxien vor. Nicht im Bild ist NGC 4656, der „Hockeyschläger“. Mit ihr wechselwirkt NGC 4631 ebenfalls kräftig. Wer Spaß hat, mag jetzt das AdW durchforsten, um weitere Feldgalaxien aufzuspüren – egal Hintergrundgalaxien oder Begleiter. Das Bild zeigt einen rechteckigen 4:3-Ausschnitt aus dem ursprünglich quadratischen Bildformat.
Fachgruppenmitglied Dirk Bautzmann gelang diese brilliante Aufnahme am 5. und 6. März dieses Jahres. Als Optik setzte er ein CDK 12.5 ein mit 2540 mm Brennweite. Die Montierung ASA DDM85 wird über Autoslew angetrieben. Die CCD-Kamera war eine Apogee U16M, dazu LRGB-Filter und ein H-Alpha-Filter (3 nm HWB) von Astrodon. Nachgeführt wurde über ein Lodestar am Off-Axis-Guider. Die Belichtung betrug in L 13 x 15 min, R und B je 9 x 15 min, G 8 x 15 min und H-Alpha 8 x 25 min, insgesamt also 13 h 5 min. Die Nachführgenauigkeit betrug 0,2 arcsec. Dies zahlte sich für punktgenaue Sterne aus, denn man gehe einmal ins Detail und schaue sich die vielen interessanten H II-Regionen, Sternentstehungsgebiete und Staubwolken an! Eindeutig liegt Detailauflösung vor!
Redaktionelle Anmerkung: Die knappe Halbwertbreite ist bei dermaßen nahen Galaxien noch kein Problem. Aber Obacht: Je größer die Fluchtgeschwindigkeit einer Galaxie, desto mehr verschiebt sich die rote H-Alpha-Linie ihrer enthaltenen H II-Regionen zu höheren Wellenlängen, eventuell sogar aus dem Transmissionsbereich des Filters hinaus. In dem Fall hätte diese Galaxie scheinbar kein H-Alpha mehr! Schon bei Fluchtgeschwindigkeiten von 1000 km/s wird ein H-Alpha-Filter von 3 nm HWB sinnlos.
Objektkoordinaten (2000):
RA = 12 h 42,1 min, DEK = +32° 32´
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