26. Woche - Aktive Sonne im Calziumlicht

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Vorweg: Das AdW-Team erhält hin und wieder Bildeinsendungen zu aktuellen Ereignissen. Bisher hatten wir mit den Bildautoren vereinbart, dass sie sich wie alle Einsender bei solchen aktuellen Bildern auch am Ende der Warteschlange anschließen. Das haben wir im AdW-Team nun geändert. Aufnahmen zum aktuellen Geschehen sollen auch aktuell bleiben, und nicht nach langer Zeit als nicht mehr aktuell nachgelegt werden. Das heutige AdW von Helmut Metz, Mitglied der VdS-Fachgruppe Astrofotografie, ist genau so ein Fall. Alle bisher geplanten kommenden AdWs verschieben sich daher um eine Woche. Wir denken, dass die davon betroffenen fleißigen AdW-Bildautoren diese Regelung als sinnvoll akzeptieren, denn die Deep-Sky-Objekte werden sich in dieser Zusatzwoche wohl kaum verändern … ;-))
Die Sonne befindet sich aktuell in der Phase ihrer ansteigenden Aktivität und bietet somit wieder eine lohnende Bühne für fotografische Aufnahmen, meist gewonnen im Weißlicht und auch in der roten Hα-Linie bei 656,3 Nanometern. Seltener findet man Aufnahmen im violetten Licht der Fraunhofer’schen Calziumlinien. Neben der Linie mit der traditionellen Bezeichnung H (396,85 nm) gibt es auch die Linie K (393,37 nm).
Seit einigen Jahren sind spezielle schmalbandige Filter für die Sonne auch dem ambitionierten Amateur zugänglich. So nutzte Helmut Metz ein speziell für die Linie K ausgelegtes Teleskop der Marke Coronado SolarMax 70 CaK. Die Refraktor-Optik hat eine Öffnung von 70 mm und eine Brennweite von 400 mm. In der Regel liegt die Halbwertsbreite dieser Filter bei ca. 24,2 nm. Mit diesem Teleskop wird die sehr dünne Schicht knapp oberhalb der Chromosphäre ca. 500 km über der Photosphäre sichtbar.
Da das Bild im Calziumlicht zum einen sehr dunkel ist und besonders ältere Menschen in diesem Bereich des Sonnenspektrums fast „blind“ sind, liegt der Schwerpunkt für Arbeiten in diesem Spektralbereich in der fotografischen Bildgebung. Es sei erwähnt, dass die Kalziumlinie schon sehr nah am ultravioletten Flügel des Sonnenlichts liegt und damit je nach Grad des technischen Schutzes hinsichtlich UV- und IR-Strahlung die Gefahr nicht zu unterschätzen ist, sich bei längerer visueller Beobachtung trotz des dunklen Bildes zu sehr der schädlichen UV-Strahlung auszusetzen.
Dieser kurzwellige Spektralbereich ist sehr seeinganfällig, im Gegensatz zur langwelligen Hα-Linie bei 656,3 Nanometern, die selbst bei mit Eiswolken verschmiertem Himmel immer noch akzeptable Beobachtungsmöglichkeiten bieten kann. Die Aufnahme entstand am 18.06.2022 an der Walter-Hohmann-Sternwarte in Essen und ist ein Komposit, wie der Bildautor konstatierte: „Es handelt sich um eine Fotomontage aus zwei verschieden lang belichteten Aufnahmen. Die Videos wurden mit PlanetarySystemStacker zu den geschärften Summenbildern verarbeitet, wobei jeweils 512 von 2000 Frames verwendet wurden.“
Photosphärische Fackelgebiete lassen sich im Gegensatz zu Weißlichtbeobachtungen, wo diese begünstigt durch die Randverdunklung und damit entsprechendem Kontrastumfang vornehmlich nur am Sonnenrand sichtbar werden, im Calziumlicht auf der gesamten Sonnenoberfläche abbilden. Diese vor 10 Tagen gewonnene Aufnahme zeigt zahlreiche, einige fast noch sichtbare aktive Regionen: AR13030-35, sowie AR13037+38.
Um sie herum erkennt man u.a. sogenannte Supergranulationszellen. Sie haben durchschnittlich einen Durchmesser von etwa 30.000 Kilometern. Ihre Aufgabe ist es, heißes Gas in Richtung Sonnenoberfläche zu transportieren. Bei diesem Transport kommt es zu einer gewissen Konzentration der magnetischen Felder an den Rändern der Supergranulationszellen. Diese heizen ihrerseits das sie umgebende Gas weiter auf. Diese heißen äußeren Ränder lassen sich im Licht der Calziumlinie deutlich heller erkennen. Auch hellere Protuberanzen sind mit diesem Teleskop sichtbar, wie dieses Komposit aus zwei unterschiedlich belichteten Sequenzen zeigt.
Für die Sonnenoberfläche wurde eine Belichtungszeit von 0,1 ms verwendet, für die Protuberanzen war eine 50-mal längere Belichtungszeit von 5 ms notwendig. Als Aufnahmekamera kam eine monochrome CMOS-Kamera der Marke ZWO ASI290MM zum Einsatz. Der Bildautor hat die Aufnahme in Photoshop CC nachträglich eingefärbt. Wir danken Helmut Metz für diese schöne aktuelle Sonnen-Aufnahme.
Wir sagen dem Bildautor ein herzliches Dankeschön für diese interessante Aufnahme, dazu auch die Gratulation des AdW-Teams zum gelungenen Astrofoto der Woche.
Jens Leich
Bildautor: Helmut Metz
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