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28. Woche - Scorpius über dem Hochschwarzwald

Fotografiert von: Peter Knappert | | Astrofoto der Woche

Peter Knappert nahm am 28.05.2011 den Zentralteil des Skorpions ins Visier. Er berichtet über eine traumhafte Transparenz des Himmels und startete deshalb eine Sequenz von Mosaikfotografien. Aufnahmeort war Waldau im Hochschwarzwald auf 1200 m Höhe.

Das AdW zeigt den hellen orangen Antares mit dem gleichfarbigen Reflexionsnebel IC 4606. 1,3° nordnordöstlich liegt der kleine blaue Reflexionsnebel IC 4605. Er umgibt den Stern 22 Scorpii, einen B2-Hauptreihenstern von 4,8 mag. Dessen ausgestoßene Energie reicht gerade noch nicht für die Ionisation der umgebenden Gasmengen. Also gibt es kein emittiertes Wasserstoffspektrum. Das rote H-Alpha-Leuchten fehlt, der Nebel reflektiert lediglich das leuchtende Blau des Zentralsterns. Im Gegensatz dazu bringt 2° westlich der 2,9 mag helle B1-Riese Sigma Sagittarii gerade noch genügend UV-Energie auf, um den Nebel Sh2-9 zu ionisieren und ihn zur H-Alpha-Emission zu bringen. Nördlich davon bildet IC 4604 die Spitze eines Dreiecks mit IC 4605 und Sh2-9. Dieser weitere ausgedehnte, blaue Reflexionsnebel beherbergt den 4,6 mag hellen B2-Stern Rho Ophiuchi, der auch keine Ionisation mehr erzeugen kann. Etwa in der Mitte des genannten Dreiecks finden wir einen letzten Reflexionsnebel, nämlich IC 4603. Er wird angestrahlt von dem 7,9 mag hellen Stern HD 147889. Niemanden wird es wundern: Sein Spektraltyp ist ebenfalls „nur“ B2. Im ungetrübten, materiefreien Weltall hätte ein solcher B2-Stern einen Farbindex B-V = -0,2 mag, d.h. er wäre knallblau. HD 147889 jedoch hat einen Farbindex von B-V = +0,84 mag. Er ist also weißgelb, weil er von der interstellaren Materie im Skorpion kräftig „gerötet“ wird, analog zur geröteten Sonne nahe am Horizont. Dies nur als Hinweis für eine korrekte Farbkalibration, die Peter Knappert gut gelungen ist.

Die Aufnahmekamera Canon 450da ist mit einem Zoom-Objektiv EFL 70-200 1:2,8 ausgestattet. Bei einer effektiven Brennweite von 135 mm und ISO 800 wurde 15 x 10 min belichtet. Zur Verbesserung der Bildqualität in den Ecken wurde auf Blende 3,2 bzw. 3,5 abgeblendet. Daher sind um die hellen Sterne Strahlenkränze der mechanischen Blende mit 8 Lamellen erkennbar. Die Bildbearbeitung erfolgte mit CS4-Extendend. Abschließend frohlockt der Bildautor: „Es kam hinzu, dass die Aufnahme mit einer DSLR entstand. Das Objekt ist ja schon schwierig genug für richtige Astrokameras. Aber ich wollte es mit der 450da versuchen und es gelang. Es ist eines meiner bisher besten Astrobilder!“

Gern möchte ich (P.R.) die Gelegenheit nutzen, eine häufige Verwechselung anzusprechen: Ein Teleskop mit 200 mm Öffnung und 800 mm Brennweite hat die Blende 4, das Öffnungsverhältnis 1:4 und schließlich das so heiß geliebte Fokalverhältnis f/4 (amerik.: „focal ratio“), ausgesprochen: „eff zu vier“, bitte nicht „eff vier“. Der Bruchstrich zwischen f und 4 hat schon eine Bedeutung!

RA = 16 h 30 min, DEK = -25°

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