31. Woche - Ein „edge-on-Blick“ auf unsere Galaxis

Das heutige AdW zeigt uns einen prachtvollen Anblick mit 180° Bildwinkel von Horizont zu Horizont. Wir schauen von außen (quasi vom Raumschiff Erde aus) "edge-on" auf das Zentrum unserer Milchstraße, eine Spiralgalaxie mit dem Eigennamen "Galaxis". Sehr schön ist zunächst in der Bildmitte der verdickte Bulge zu sehen, den jede große Scheibengalaxie in ihrem Zentrum besitzt. Hier liegen die bekannten Sternbilder Schütze und Schlangenträger. Markant treten die ausgedehnten Staubwolken hervor, besonders der E-förmige Dunkelnebel im Schlangenträger. Sein Südbereich ist als "pipe nebula" bekannt, eine Dunkelsträhne verläuft geradewegs zum Skorpion hin. Ein breites Staubband zieht sich durch die galaktische Ebene, so wie wir es beispielsweise auch von NGC 891 her kennen. Was allerdings auffällt: Über dem Schützen hebt sich dieses Staubband bogenförmig nach oben, so als wolle es das galaktische Zentrum einhüllen. Vom Schützen aus nach links erstreckt sich die Milchstraße weiter zum Sternbild Schild mit der bekannten "Scutum-Sternwolke". Sie liegt bei den Pixelkoordinaten (1085/880), dazu bitte das Originalbild herunterladen (unten hinter dem AdW-Text). Und weiter nach links geht´s über Schlange und Adler mit dem hellen Atair zum Schwan. In Namibia, wo das Bild entstand, kommt der Schwan nur knapp über den nördlichen Horizont. Wer genau hinschaut, sieht das Gebiet um Gamma Cygni dicht am Nordwesthorizont. Und wer noch genauer hinschaut, erkennt ganz links über die Horizontbüsche kratzend und um etliche Magnituden geschwächt den Hauptstern des Schwans, Deneb [bei (124/822)]. Auf der anderen Seite des galaktischen Zentrums folgen wir der Milchstraße durch den südlichen Skorpion, Norma und Wolf bis hin zum Centaurus. Weit außerhalb der galaktischen Ebene entdeckt man einem hellen Stern gleich bei (2372/587) den Kugelsternhaufen Omega Centauri. Im rechten Bildteil ist dann die große Dunkelwolke des "Kohlensacks" mit dem daran angelagerten Sternbild Kreuz des Südens zu sehen. Und ganz rechts im Südwesten zeigt sich die Region um den bekannten Gasnebel Eta Carinae. Am oberen Bildrand ist Jupiter zu sehen, unten zum Bildrand hin der damals beherrschende Mars.
Das Bild stammt von Werner E. Celnik und Dieter Sporenberg. Vor ziemlich genau einem Jahr (am 31. Juli 2018) nahmen sie diese Szenerie von der Farm Tivoli aus auf. Verwendet wurde eine nicht modifizierte Canon 5D MkII mit einem Weitwinkelobjektiv Sigma 1:1,4/20 mm bei offener Blende. 15 Einzelbilder, bei ISO 4000 jeweils 20 s belichtet, wurden zu diesem Panorama zusammengefügt. Die Kamera war senkrecht zur galaktischen Ebene ausgerichtet. Der Dunkelbild-Abzug lief kameraintern, ohne Flats. Zur Bildbearbeitung: Canon Digital Photo Professional 4, dazu fürs Panorama PTGui. Die Endbearbeitung erfolgte in Adobe Photoshop CC 2018 (Miet-Version). Wer genau ins Bild blickt, erkennt im Adler einige leichte Unschärfen. Dazu die Bildautoren: "Es war sehr schwierig, bei dieser Arbeitsblende 1,4 exakt zu fokussieren. Und das gelang eben nicht immer."
Anmerkung zum Bildergebnis: Eine höchst informative Darstellung, farblich überzeugend, aus der man viel zur Struktur der Milchstraße lernen kann. Darüber hinaus zeigt das Bild recht eindrucksvoll, dass man mit "kleiner" Ausrüstung, d.h. Kamera und Objektiv auf einem Stativ, durchaus recht tiefe Aufnahmen gewinnen kann. Natürlich wird das durch den namibischen dunklen und transparenten Himmel begünstigt. Gratulation zu diesem gelungenen Bild und natürlich auch zum Astrofoto der Woche!
Peter Riepe
Bildautor: Werner E. Celnik und Dieter Sporenberg
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