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33. Woche - M 81 und die direkte Umgebung

Fotografiert von: Frank Weidenbusch | | Astrofoto der Woche

Hier kommt eine wunderbare Ergänzung zum AdW 29-2018, eine gut belichtete, langbrennweitige Aufnahme der Nachbargalaxie Messier 81 im Großen Bären! Frank Weidenbusch hat dieses Bild bereits im Februar 2017 remote aufgenommen, aber neulich erst die Bildbearbeitung beendet. Aufnahmeort war Rowe, New Mexico (DeepSkyWest). Als Aufnahmeteleskop diente ein 14,5-zölliger Ritchey-Chrétien von 360 mm Öffnung und 2880 mm Brennweite der Marke RC Optical Systems. Der Gittertubus besteht aus Kohlefaser. Dazu kam als Kamera eine SBIG STX-16803. Zu den LRGB-Belichtungen kamen auch noch Hα-Belichtungen hinzu. Belichtungszeiten: 27 x 1200 s (L), 24 x 900 s (R und B), 23 x 900 s (G), 15 x 1800 s (Hα). Das macht zusammen 34,25 h bei Blende 8. Zur Bildbearbeitung wurde PixInsight verwendet. Anmerkung des Bildautors: Das Original besitzt 4000 x 4000 Pixel und ist ein nicht kompatibles Webformat. Das Original kann hier heruntergeladen werden.

Das AdW zeigt eine wunderschöne Nah-Ansicht der Hauptgalaxie der M 81/82-Gruppe, wobei das Bildfeld 36,7' x 36,7' beträgt. Diagonal zieht sich die Nordrichtung von rechts unten nach links oben durchs Bild. M 81 zeigt eine sehr gut aufgelöste Spiralstruktur, d.h. die hellsten Einzelsterne sind gut erkennbar. Dazu bevölkern zahlreiche rot leuchtende HII-Regionen die Spiralarme (nähere Einzelheiten zu M 81 selbst entnehme man dem AdW 29-2018). Auch die irreguläre Zwerggalaxie Holmberg IX direkt links unterhalb von M 81 ist mit deutlich blauen Sternen durchsetzt. Bei den Pixelkoordinaten (783/2323) erkennen wir sehr schön die zu Holmberg IX gehörige HII-Region [MH94a] Ho IX 9. Sie wurde 1994 von Miller und Hodge entdeckt, daher der seltsam anmutende Katalogname. Im AdW können wir für ihren Durchmesser 24 Pixel messen. Bei einem Bildmaßstab von 0,734 arcsec/px entspricht das 17,6'', was bei 11,8 Mio. Lj Entfernung einen wahren Durchmesser von gut 1000 Lj bedeutet. Ein Riesenobjekt, vergleichbar mit dem Tarantelnebel in der Großen Magellanschen Wolke! Und schließlich entdecken wir bei (2391/1411) auch die noch winzigere Zwerggalaxie BK 3N. Wie schon im AdW 29-2018 angemerkt, so lässt sich auch hier bei besserer Auflösung und größerem Bildmaßstab ein Durchmesser von 20'' (~1140 Lj) messen.

Was in diesem AdW sofort auffällt, sind die nebulösen Gebilde um M 81 herum. Hierbei besteht folgende Schwierigkeit: Von den Nebeln sind einige galaktischen Ursprungs, d.h. sie gehören dem galaktischen Zirrus unserer Milchstraße an und stehen nur zufällig in Blickrichtung von M 81. Sie bestehen nur aus reflektierendem Staub, sind also nicht in Sterne auflösbar. Es gibt aber auch Girlanden, die wie Fortsetzungen äußerer Spiralarme M 81 umschlingen. So fällt dem erfahrenen Astrofotografen der große diffuse Ring oberhalb von M 81 auf, der sich nach links um M 81 herumzieht. Halton Arp hatte diese ringförmige Struktur 1965 entdeckt, seitdem ist sie als „Arp´s Loop“ bekannt. Ihre hellsten Partien sind am linken Bildrand mittig zu sehen. Gehen wir dort einmal mehr ins Detail, dazu aber bitte das Originalbild erst herunterladen. Bei den Pixelkoordinaten (144/1444) ist ein mattes Fleckchen zu sehen, welches in der Fachwelt auch als A0952+69 bekannt ist. Hier scheinen sich im AdW etliche schwache Sternchen abzuheben, die aber nicht im Hintergrund stehen, sondern gleich weit entfernt sind wie M 81 selbst, etwa 11,8 Mio. Lichtjahre. Ein lesenswerter Fachartikel von I. D. Karachentsev et al. aus Astron. & Astrophys. 383, 125–136 (2002) beschreibt dieses Objekt näher. Demnach wurden 1986 von Yu. N. Efremov, I. D. Karachentsev und V. E. Karachentseva dort auf tiefen Aufnahmen tatsächlich Sterne entdeckt (Astron. Zh. Lett. 12, 434, 1986), so dass in Arp´s Loop Sternentstehung vor sich geht. Und seitens der Radioastronomie wird bestätigt, dass sich genau hier eine Überdichte im umgebenden neutralen Wasserstoff befindet. Mein persönlicher Kommentar: Dieses AdW ist nach meinem Kenntnisstand das erste Amateurbild, das A0952+69 in Einzelsterne aufgelöst wiedergibt. Chapeau!!! Geradezu unglaublich zu lesen, wenn der Bildautor dazu ganz nett schreibt: „ … die Kollegen ermunterten mich, diese Aufnahme als Kandidaten für das AdW einzureichen.“ Was wäre uns da entgangen! Das wiederum mag wieder einmal ein deutlicher Wink mit dem Zaunpfahl sein: Der ernsthafte Astrofotograf sollte sich nicht scheuen, seine Bildergebnisse viel sorgfältiger im Detail studieren.

Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe

 

Ich habe schon sehr oft erwähnt, dass wir in tollen Zeiten für die Astrofotografie leben. Nicht nur dass Teleskope und Kameras immer besser werden, das Internet bietet uns die Möglichkeit uns untereinander auszutauschen, vom Wissen anderer in besonderer Art und Weise zu profitieren und, wie im vorliegenden Fall, wir haben sogar die Möglichkeiten Bilder mit ferngesteuerten Teleskopen zu erstellen, die an entfernten Standorten stehen. Diese Art der Astrofotografie nennt man Remote-Astrofotografie (remote bedeutet im Englischen abgeschieden oder entfernt. Es steht deshalb auch als Kurzwort in Remote-Control für die Fernbedienung etwa eines TV-Gerätes). Im vorliegenden Fall wurden die Bilder in New Mexiko aufgenommen, in einer Anlage bekannt als Deep-Sky West. Die dort gewonnenen Bilder wurden von Frank Weidenbusch bearbeitet. Er schreibt uns, dass an der Sternwarte Limburg in den letzten Monaten einige Bildbearbeitungsworkshops durchgeführt wurden, die sich speziell mit der Software PixInsight beschäftigt haben. Das dabei erworbene Wissen hat Frank Weidenbusch bei der Bearbeitung der hier gezeigten Galaxie einsetzen können.

Das resultierende Bild ist sehr gut geworden. Die Tiefe der Aufnahme ist toll, und sicherlich dem verwendeten Teleskop und dem dunklen Standort geschuldet. Aber auch die Belichtungszeit ist üppig, was dem ganzen zuträglich ist. Man erkennt an dem Bild schön, dass verschiedenen Bereichen der Aufnahme unterschiedliche Bearbeitungen zuteil wurden. Während der Himmelshintergrund entrauscht wurde, wurden die zentralen Bereiche der Galaxie geschärft. Das Ganze geschah hier sehr feinfühlig. Man erkennt weder zu starke Effekte der Glättung noch Artefakte, die durch übermäßiges Schärfen entstanden sind. Auch erkennt man keine harten Übergänge der einzelnen Bildbereiche, so dass die ganze Aufnahme natürlich wirkt. Die Schärfung des zentralen Bereichs der Galaxie lenkt das Auge geschickt auf die darin verborgenen Details, genau das ist es, was eine gute Bildbearbeitung ausmacht, das Auge des Betrachters soll geführt werden.

Einzig die Farbe in dem Bild macht stutzig. Schon aus dem Bauch heraus erscheint mir die Aufnahme deutlich zu rötlich. Zudem erkennt man ein paar grüne und rote Gradienten, von denen schwer zu sagen ist, ob sie real sind oder nicht. Evtl. hat hier der eingearbeitete Hα-Kanal auch noch einen Effekt. Sowohl was die Kalibrierung einer Aufnahme angeht, als auch was die Entfernung von Gradienten betrifft, stellt PixInsight tolle Werkzeuge zur Verfügung. Es lohnt sich vielleicht hier noch einmal nachzubessern.

Wir gratulieren Frank Weidenbusch zu dieser sehr guten Aufnahme und zum AdW.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

 

Koordinaten:
RA = 09 h 55 min 33,2 s, Dek = +69° 03´ 55´´

 

Sie haben Fragen oder Anmerkungen? Kontakt zum AdW-Team: fg-astrofotografie@vds-astro.de. Kontakt zum Bildautor: Dazu klicken Sie einfach oben auf den Namen. Sie können auch den Namen des Autors anklicken (rechte Maustaste) und dann die Mailadresse kopieren.

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