35. Woche - Der „Omega-Nebel“ M 17

M 17 liegt im nördlichen Teil der Milchstraße des Sternbilds Schütze und kann bereits mit bloßem Auge wahrgenommen werden. Daher zählt der 46´ x 37´ ausgedehnte Nebel zu den beliebtesten und auch am häufigsten fotografierten Objekten des Sommerhimmels. Im Inneren von M 17 steckt der junge Sternhaufen NGC 6618, der ungefähr 1 Million Jahre alt ist. Untersuchungen im Optischen und im nahen Infrarot sowie spektroskopische Ergebnisse haben gezeigt, dass mindestens 16 O-Sterne und mehr als 100 B-Sterne den Omega-Nebel ionisieren und daher zum Leuchten anregen. Weiterhin ist der gesamte Bereich in und um M 17 herum eine Zone der Sternentstehung, von den O-Sternen angestoßen. Hier, so wurde abgeschätzt, liegen bis zu 1000 „Young Stellar Objects“ vor, das sind junge stellare Objekte, meist T-Tauri oder ähnlich, im Alter unter 500.000 Jahren.
Einer der wesentlichen ionisierenden Sterne in NGC 6618 ist Kleinmann´s star, benannt nach seinem Entdecker D.E. Kleinmann (1973). Seine Koordinaten sind 18 h 20 min 29.8 s und -16° 10´ 44´´. Im heutigen Bild sehen wir ihn als orangefarbenen kleinen Stern in der kleinen kompakten Dunkelwolke im ganz westlichen Teil des Omega-Nebels. Bei Kleinmann´s star handelt es sich um einen visuellen Doppelstern mit 1.8“ Distanz, beide Komponenten haben den Spektraltyp O4 (!), was auf eine Temperatur von etwa 50.000 K hinausläuft. Der Stern ist im Visuellen nur 14.1 mag hell, aber sein Farbindex B-V beträgt 2.15 mag, d.h. Kleinmann´s star ist knallig orange, und das für einen ansonsten blauen O-Stern. Das liegt daran, dass an dieser Stelle des Omega-Nebels eine sehr starke Extinktion durch Molekül- und Staubwolken vorliegt. Dieser exotische Doppelstern ist übrigens auch unter dem Namen CEN 1 bekannt. Dies rührt her von den drei Astronomen Chini (Bochum) sowie Elsässer und Neckel (beide Heidelberg), die das Objekt 1980 intensiv erforscht haben. Im Jahre 2008 wurde gezeigt, dass beide Komponenten CEN 1a und CEN 1b wiederum aus jeweils einem Paar spektroskopischer Doppelsterne bestehen. Die Entfernung von M 17 dürfte nach neueren Untersuchungen bei 2,1 kpc (= 6850 Lj) liegen.
Unser aktuelles AdW stammt von Bruno Mattern aus Hamburg und ist ein 80%-Ausschnitt. Er hat es in der Lüneburger Heide aufgenommen. Das war am 13., 15. und 18. Juli dieses Jahres. Bruno schrieb dazu: „Die Mitternachtsdämmerung hat das mögliche Aufnahmefenster für M 17 auf zwei Stunden eingegrenzt. M 17 war bei Belichtungsstart ab 0:30 Uhr im Meridian, erst ab da wurden die wenigen Lichter im Dorf gelöscht. Dieses war wegen der niedrigen Deklination von M 17 nötig. Das Wetter war trotz der Hitze optimal, die Nächte waren von 12° bis 18° warm, das Seeing war gut bis sehr gut! Meine EOS 20 Da hat auch bei höheren Temperaturen ein sehr niedriges Rauschen, was ab 30 gestackten Aufnahmen eine Glättung per Neat Image überflüssig macht.“ Unser Kommentar: Gut so! Neat Image ist etwas für „träge Kurzbelichter“, die dann leider auch feinste Nuancierungen glattbügeln.
Daten: Meade 12" ACF, nachgeführt mit einer ST-2000XM am Giant Eeasy Guider f/6.5, der die Brennweite auf 2000 mm bringt. Als Aufnahmekamera diente eine modifizierte Canon EOS 20 Da. Die Belichtung umfasste 23 Aufnahmen aus 30 gemachten, bei ISO 1600, Autodark, Gesamtzeit 2 Std. 13 min. Maximale Einzelbelichtungszeit war 6 min. Interessant, dass der Bildautor auch die SQM-L Werte für die 3 Nächte gemessen hat: 13.7. waren es 21.2, am 15. und 18.7. schließlich 21.3 mag pro Quadratbogensekunde. Die Bearbeitung wurde mit folgender Software durchgeführt: DSS, Fitswork, PS-CS4.