36. Woche: Die Kugelsternhaufen des Herkules

M 13 lassen wir einfach weg, er wird stets und überall gezeigt. Seltener sieht man Bilder der beiden anderen Kugelsternhaufen im Herkules, nämlich M 92 und NGC 6229. Dabei soll die Betonung diesmal besonders auf den Sternfarben liegen.
Schon auf dem Deep-Sky-Treffen 2007 sowie auf dem Tag der Astrofotografen 2007 wurde dieses Thema behandelt. Wichtige Tatsache: Die Sterne eines Kugelsternhaufens sind nicht durchweg weiß! Wer seine Bilder so „hinfummelt“, bedenkt nicht die astrophysikalischen Fakten: Die allerhellsten Sterne eines jeden Kugelhaufens sind rotorange bis gelb. Das sind die Roten Riesen. Weiterhin gibt es die etwa 2 bis 3 mag schwächeren Sterne des Horizontalastes, sie sind weißblau bis blau. Die Unterriesen schließlich sind weißgelb und stellen von den genannten Sternen im Schnitt die lichtschwächsten vom Amateur erreichbaren Sterne dar. Nur ganz wenige der wirklich hellen Sterne eines Kugelsternhaufens sind wirklich weiß. Näheres zu diesem Thema wird seitens der Fachgruppe Astrofotografie für das VdS-Journal Januar 2008 in zwei entsprechenden Artikeln erscheinen (P. Riepe/H. Tomsik sowie H.-G. Diederich). Wenn vorab schon Fragen dazu bestehen, ist die Fachgruppenleitung gern zur Beantwortung bereit.
M 92 (links) hat einen scheinbaren Durchmesser von 11.2´ und ist 6.5 mag hell. Er kann also bei Hochgebirgsbedingungen bereits mit dem bloßen Auge erkannt werden. Seine Entfernung beträgt ca. 25400 Lj. NGC 6229 (rechts) ist mit 9.4 mag deutlich lichtschwächer als M 92 und seine Ausdehnung ist mit 4.5´ auch entschieden kleiner. Das liegt an seiner mit 101000 Lj wesentlich größeren Entfernung. Beide Sternhaufen sind von ihrer Leuchtkraft her nahezu gleich, denn ihre absolute Helligkeit beträgt -7.98 Mag für M 92 und -8.07 Mag für NGC 6229. Anmerkung: „mag“ für die scheinbare Helligkeit, „Mag“ für die absolute.
Wolfgang Kloehr hat die Farben der beiden Herkuleshaufen sehr schön dargestellt. Man erkennt die Population der gelben Riesen und die Vielzahl der blauen Horizontalaststerne, die weder mit den heißen, neu entstandenen O-Sternen in HII-Regionen noch mit den „Blue Stragglers“ etwas zu tun haben. Mit einem Meade ARC von 10'' Öffnung und 1600 mm Brennweite auf Atlux-Montierung wurde mittels einer DSI-Pro II folgendermaßen belichtet: L = 30 x 2 min sowie RGB = 15 x 2 min für M 92; L = 90 x 2 min sowie RGB = 20 x 2 min für NGC 6229.
So mancher fortgeschrittene (oder sich für fortgeschritten haltende) Astrofotograf sollte sich an diesen Farbwiedergaben ein Beispiel nehmen, und das trotz der Einfachheit der Kamera!