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37. Woche - Highlight am Südhimmel: Omega Centauri

Fotografiert von: Thomas Wahl und Heinz Kerner | | Astrofoto der Woche

Omega Centauri (NGC 5139) zählt gewiss zu den eindrucksvollsten Objekten des Südhimmels. Mit einer scheinbaren visuellen Helligkeit von 3,7 mag ist dieser hellste galaktische Kugelsternhaufen sogar ein Objekt für das bloße Auge. Auch vom Durchmesser her setzt Omega Centauri Maßstäbe. Laut Burnham wurden anhand tiefster Fotografien noch zugehörige Sterne in 35´ Zentralabstand festgestellt. In einer Sternzählung bis zur 20. Magnitude ermittelte man am Harvard Observatory sogar einen scheinbaren Durchmesser von 95´. Das käme einem wahren Durchmesser von 480 Lj gleich – legt man eine Entfernung von 17.300 Lj zugrunde. Wissenschaftlich sehr verlässlich ist die bekannte Datensammlung von W.E. Harris. Hier wird ein Gezeitenradius von 57´ angegeben. Der Durchmesser der Kugel, in der die Sterne gravitativ gehalten werden können, kommt damit auf 114´ bzw. 570 Lj. Omega Centauri ist also ein Riesenkugelsternhaufen. Im Vergleich dazu fällt unser Prachtexemplar M 13 im Herkules mit 120 Lj recht bescheiden aus.

Omega Centauri hat eine bemerkenswerte stellare Zusammensetzung. Die Haufensterne zeigen eine nicht alltägliche Entstehungsgeschichte. Schon in den 1960er Jahren fiel auf, dass sie in ihrer chemischen Zusammensetzung nicht homogen sind und dass im Farbenhelligkeitsdiagramm der Ast der Roten Riesen ungewöhnlich breit ist. Bei einer sehr exakten Fotometrie aus dem Jahre 2005 stellte sich heraus, dass der Kugelsternhaufen mehrere Sternpopulationen unterschiedlichen Alters beherbergt. Der Ast der Roten Riesen ist tasächlich mehrteilig. Zwei Jahre später ergab eine weitere Fotometrie, dass der Unterriesenast ebenfalls – sogar noch eindeutiger – mehrere Sternpopulationen offenbart. Das alles kann sehr gut damit erklärt werden, dass es in Omega Centauri Vermischungen unterschiedlich entwickelter Sternpopulationen unterschiedlichen Alters gab. Heute vermutet man ernsthaft, dass Omega Centauri den Kern einer ehemaligen Zwerggalaxie darstellt, die sich mittlerweile schon durch die gravitativen Kräfte der Milchstraße aufgelöst hat. Das ist nicht neu. Etwas Ähnliches kann bei der Sagittarius-Zwerggalaxie beobachtet werden. Sie ist gerade dabei, sich mit der Milchstraße zu vermengen. Und sie besitzt auch einen riesigen zentralen Kugelhaufen, nämlich M 54. Er und Omega Centauri sind übrigens fast gleich in ihrer Leuchtkraft.
Thomas Wahl und Heinz Kerner sind neu im Kreis der AdW-Astrofotografen. Seid uns herzlich willkommen! Sie fotografierten NGC 5139 während ihres Namibia-Aufenthaltes auf Farm Hakos am 18. Juli dieses Jahres. Dabei nutzten sie ein Celestron 11 bei einer Apertur f/8 sowie eine CCD-Kamera Artemis 4021. Das LRGB-Bild wurde insgesamt 16 x 30 s belichtet, die Filter waren von Astronomik (Typ II).
Sehr schön ist die realistische Farbwiedergabe der Haufensterne. Gelbe bis orangene Riesensterne wechseln sich ab mit vielen blauen und etwas schwächeren Sternen des Horizontalasts. Allerdings sind die helleren blauen Sterne in der Außenzone Feldsterne der Milchstraße und gehören nicht zum Kugelsternhaufen. Die Aufnahme darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie nur den helleren Zentralbereich („core“) von Omega Centauri wiedergibt. Der für Amateuraufnahmen typische Haufenrand liegt etwa 2,5-mal so weit vom Zentrum entfernt wie der blaue Stern oben am Bildrand in der Mitte. Eine längere Belichtungszeit hätte das Aufnahmefeld total ausgefüllt. Wer ein wenig vergleichen möchte, findet im AdW 34/2008 ein schönes Beispiel.

Koordinaten: RA = 13 h 26 min 46 s, DEK = -47° 28´ 37´´

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