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44. Woche - Wo ist die Höhle von Sh2-155?

Fotografiert von: Rolf Geissinger | | Astrofoto der Woche

Das ziemlich weitwinkelige Feld von 3° 14' Kantenlänge zeigt ein Paradeobjekt im Cepheus. So wie vor einem Jahr dürfen wir wieder einen Blick auf die Sternassoziation Cepheus OB3 werfen. Sie liegt in einem Gebiet voll von chaotisch angeordneter interstellarer Materie, was dieses tiefe AdW eindrucksvoll belegt (Norden oben, Osten links). In diesem Sternfeld trifft die Sternassoziation auf eine riesige Molekülwolke. Da Moleküle als Gas optisch nicht sichtbar sind, ist der begleitende Staub für uns Astrofotografen ein Kriterium zum Nachweis von Molekülwolken.

Wir suchen nun in diesem AdW den „cave nebula“ (= Höhlennebel). Aber so einfach ist das nicht, man muss schon genau hinschauen. Im Bildzentrum erkennt man den kleinen, hellen Bogen von nur rund 80 Pixeln Ausdehnung. Üblicherweise zeigen Aufnahmen von Sh2-155 genau diesen Bogen und vielleicht etwas mehr Feld drumherum. Doch in diesem Bild, das ein größeres Areal abbildet und wesentlich schwächere Umgebungsnebel von Sh2-155 aufdeckt, gibt es viel dunklere und auch größere Staubwolken als den Höhlennebel. Der erscheint hier wegen der sehr langen Belichtungszeit relativ hell und tritt damit kaum als Dunkelwolke in Erscheinung. Halten wir uns vor Augen: Sh2-155 ist der Emissionsnebel, der den umgebenden Rand („bright rims“) des Höhlennebels bildet. Es handelt sich um den Nebel Nr. 155 aus dem zweiten Katalog von Steward Sharpless, der schon 1959 veröffentlicht wurde. Damals galten diese roten Wasserstoffnebel als recht schwach. Tja – wenn Steward Sharpless diese Aufnahme sehen könnte … Aber auch ein blauer Reflexionsnebel zeigt sich. Etwas rechts unterhalb der Bildmitte liegt der blaue GN 22.51.3. Man erkennt ihn als Teil einer Staubwolke, deren erleuchtete Intensitätsspitze er darstellt.

Rolf Geissinger ist Autor dieses gelungenen Bildes. Er nahm Sh2-155 in der Zeit zwischen dem 24. und 27.08.2016 auf. Aufnahmeort war Remseck. Als Teleskop wurde ein Apochromat TEC 110 FL verwendet, dazu eine monochrome CCD-Kamera des Typs FLI ML 16803-65. Bei einer Brennweite von 616 mm und Blende 5,6 wurde insgesamt 21 Stunden belichtet. Dazu schreibt der Autor: „Hallo AdW-Team, diese Aufnahme von Sh2-155 entstand in vier aufeinanderfolgenden Nächten mit einer Gesamtbelichtungszeit von über 21 h. Es wurden folgende Filter verwendet: Hα, [SII] und Blau. In den [OIII]-gefilterten Rohdaten waren auch nach über 8 h Gesamtbelichtungszeit nahezu keine Informationen enthalten, sodass diese nicht verwendet werden konnten. Bei der Aufnahme handelt es sich um ein Farbkomposit, welches an die realen Farbeindrücke angelehnt sein soll. Das tiefe Rot von Hα und [SII] überwiegt. Die blauen Nebelanteile sind teilweise sehr diffus, teilweise scharf begrenzt. Die Sterne sind ebenfalls an die realen Farben angelehnt.“

Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe

Die maximale Darstellungsgröße dieses AdWs wurde von Rolf Geissinger auf nur 1400 px x 1400 px begrenzt – hier hätten wir uns ein bisschen mehr Auflösung gewünscht. Dafür lässt die erreichte Tiefe in der Darstellung schwächster Nebel keine Wünsche offen.

Jeder, der diese Ecke schon einmal belichtet und sein Ergebnis mit diesem AdW verglichen hat, wird erkennen, welche unglaublich schwachen Nebelschwaden hier in den schönsten Herbstfarben leuchten – Indian Summer am Himmel! Überhaupt ist diese Abwandlung der Rot-, Grün- und Blautöne aus der ursprünglichen Hubble-Palette zu Rot, Orange und Blau ein besonderes Markenzeichen der Bildbearbeitungen von Rolf Geissinger – uns gefällt das sehr!

Kommentar zum Bild: Dr. Stefan Binnewies und Frank Sackenheim

Koordinaten der Bildmitte (J2000.0):
RA = 22 h 57 min 25 s, DEK = +62° 26' 20''

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