46. Woche - Der „Helixnebel“ NGC 7293

Im Wassermann befindet sich dieser großflächige Planetarische Nebel, der 1918 von Curtis entdeckt wurde. Seine scheinbare Größe beträgt 12´ x 16´, die Entfernung dürfte zwischen 400 bis 650 Lj liegen. Der Zentralstern CSI-21-22270 hat eine Blauhelligkeit von 13,1 mag und eine visuelle Helligkeit von 13,5 mag. Das ergibt einen Farbindex von -0,4 mag, was eine extrem blaue Farbe bedeutet. Erklärbar ist das sofort, denn die Temperatur des Sterns erreicht 113000 Kelvin.
Zur Erscheinungsform (Morphologie): NGC 7293 hat eine Ringstruktur, die ihm auch den Namen „Sonnenblumen-Nebel“ eingebracht hat. Der höchste Anregungszustand ist innen, wo eine kräftig blaugrüne Farbe vorliegt. Hier dominiert die bei weitem stärkste Emission des Helixnebels, nämlich der zweifach ionisierte Sauerstoff [O III], dreimal so stark wie das H-Alpha-Licht. Warum ist der Helixnebel aber dennoch so rot, gerade im Ringbereich? Sein ausgesandtes Rotlicht besteht nur zu 35% aus H-Alpha. Zu 65% wird [N II] emittiert, die verbotene Linienstrahlung des einfach ionisierten Stickstoffs. Übliche H-Alpha-Filter lassen sie zusammen mit der benachbarten H-Alpha-Linie passieren, ohne dass der Astrofotograf den Rotunterschied bemerkt. NGC 7293 dehnt sich mit etwa 20 km/s aus. Im Innenbereich – dort, wo das Blau ins Rote übergeht – kommen sehr schön sehr feine Filamente zum Vorschein, die radial auf den Zentralstern gerichtet sind. Hier sorgen also kräftige Sternwinde für die Verformung dichteren Materials, das älter sein muss als die Gashülle. Im Außenraum des Helixnebels erkennt man den Rest eines früheren Materieauswurfs. Er ist im aktuellen AdW rechts unterhalb des PNs als Schale erkennbar (Zimmerbeleuchtung abdunkeln!). Solche „Halos“ oder „Shells“ (Schalen) sind bei PNs häufig vorhanden.
Walter Gröning nahm NGC 7293 am 12.10.2010 mit einem 500-mm-Cassegrain (Ph. Keller) auf, im Primärfokus bei 1500 mm Brennweite. Die Bildauflösung ist beeindruckend! Mit einer SBIG STL 11000 M, einem RGB-Filtersatz von Baader und einem H-Alpha-Filter von Astrodon wurde folgendermaßen belichtet: H-AlphaRGB 90:10:10:10 Minuten. Aufnahmeort war die IAS-Sternwarte (www.ias-observatory.org) auf der Farm Hakos, Namibia. Dazu der Kommentar des Autors: „Trotz einer ungewohnten namibischen Schlechtwetterperiode im Oktober 2010 gelang diese Aufnahme des wohl (scheinbar) größten planetarischen Nebels des gesamten Himmels in einer der wenigen kristallklaren Nächte. Das Bild zeigt nur einen Ausschnitt des Originals.“ Anmerkung P. Riepe: Es gibt erheblich größere PN als den Helixnebel. Ton 320 etwa ist doppelt so groß, der schwache PN Sh2-216 ist 6-mal so groß!
RA = 22 h 29 min 39 s, DEK = -20° 50’ 14’’