46. Woche - Sh2-126, ein Nebelgebiet in der Eidechse

In der Herbstmilchstraße findet man etwa 18° östlich von Deneb ein unscheinbares Sternbild, die Eidechse. Langbelichtete Aufnahmen zeigen dort ein ausgedehntes Nebelgebiet, welches wir im AdW 37/2015 bereits vorgestellt haben. Das heutige AdW zeigt diese Region noch einmal, und auch anders. Die Feldgröße beträgt 6,5° x 4,4°. Norden ist links, Osten unten. Was ins Auge springt, sind einmal rote Nebel, offensichtlich in Emission, dazu dann hellere gefaserte Reflexionsnebel, in der Struktur dem galaktischen Zirrus sehr ähnlich.
Die H II-Region heißt Sharpless 126 (Sh2-126) und gehört der Assoziation Lacerta OB1 an. Es gibt nur einen anregenden Stern, den 4,88 mag hellen O9-Stern 10 Lacertae (= HD 214680). Sein Farbindex B-V beträgt -0,21 mag, d.h. der Stern ist sehr blau. Er liegt bei den Pixelkoordinaten 1639/1332 (dazu bitte das Bild herunterladen und hineinzoomen). Die blaue Farbe kommt deutlich heraus. Der Stern steht mitten im Emissionsgebiet, denn auch jenseits des unteren Bildrandes gibt es noch rotes Leuchten, allerdings erheblich schwächer. Zwei orangefarbene Sterne am unteren Bildrand (Mitte) haben den passenden Spektraltyp K5. Das zeigt, dass der Bildautor die Sternfarben sehr realistisch wiedergibt und ordentlich kalibriert hat. Weitere blaue Sterne im Nebelgebiet sind vom Spektraltyp B und später. Ihre UV-Energie reicht nicht, um Sh2-126 zur Emission anzuregen. Auch Beverly T. Lynds hat sechs Jahre nach Steward Sharpless noch einmal diese Region erfasst und als LBN 428 katalogisiert.
Hans Jürgen Mayer ist Bildautor. Aufnahmeorte waren Stolac in Kroatien und Lavertezzo/Tessin. Die Einzelaufnahmen entstanden in mehreren Nächten zwischen August und September 2016. Als Aufnahmeoptik kam ein Canon-Objektiv EF 200/2,8 bei Blende 3,5 zum Einsatz. Die verwendeten Kameras war einmal eine Canon Canon 1100Da für die Farbaufnahmen, für die Hα-Aufnahmen eine Canon1100Da mono (alles ISO 800). Beim Vergleich mit dem oben genannten AdW 37/2015 fällt auf, dass die roten Emissionszonen ein wenig plakativ im Bild zur Geltung kommen und im Prinzip nur die helleren Bereiche darstellen. Besonders auffällig ist dies in den Zonen, wo sich Reflexions- und Emissonsanteile überlagern. Der rote Nebel geht nicht allmählich in den Untergrund über und wirkt von daher künstlich aufgesetzt. Interessant wäre es, wenn wir hier die reine Hα-Summenaufnahme zur Beurteilung vorliegen hätten. Dieser kleine Kritikpunkt soll aber keinesfalls die Leistung des Bildautors schmälern! Das Bild bietet eine grandiose Ansicht dieses schwachen und nicht oft fotografierten Nebelfeldes.
Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe
Hans Jürgen Mayer ist im Kreise der AdW Fotografen ein bekannter und gerne gesehener Autor. Erst im Mai hat er uns mit seiner fantastischen Version der bekannten Nebel IC 59 und IC 63 begeistert und im Jahr 2016 wurde eines seiner Bilder sogar zum Astrofoto des Jahres gewählt. H.J. Mayer fotografiert gerne unter dunklem Himmel im Tessin oder in Kroatien. Eine schnelle Optik, lange Belichtungszeiten und eine Bildbearbeitung, die an die Grenzen geht, sind seine Werkzeuge. Und so erstellt er seine wunderbaren Aufnahmen. Auch beim vorliegenden Bild hat er es wieder so gemacht. Er schreibt dazu: "Ob man das Bild mit all dem vorgelagerten Staub noch 'schön' findet, ist eine Sache. Bei den meisten Aufnahmen, die man von diesem Objekt findet, fällt der Staub in der Regel dem Hα-Kanal zum Opfer. Zudem versteckt er sich erfolgreich hinter den vielen Sternen in dieser Region. Dies ist besonders bei kurzen Brennweiten ein Problem. Will man den Staub herausarbeiten, muss man die Sterne unterdrücken. Der Preis dafür bei dieser Sterndichte ist ein leider etwas unruhiger Hintergrund, wenn man in das Bild hineinzoomt." Zitatende.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das Bild nicht mehr schön finde. Die Bildbearbeitung wirkt auf mich nicht mehr harmonisch. Es ist schwer zu sagen, woran ich das festmache. Vielleicht ist es der fast pechschwarze Hintergrund, das plakative, fast strukturlose Rot der Hα-Nebel oder die Sternhalos, die sich hier mit den schwachen Dunkelnebeln vermischen. Dieses Bild wird sicherlich kontroverse Meinungen hervorrufen. Es fällt schwer ein Bild zu kritisieren, wenn man weiß, welche Mühe dahinter steckt. Das Bild wurde teilweise in Kroatien aufgenommen, also womöglich mit einem finanziellen und zeitlichen Aufwand verbunden. Die Bildbearbeitung hat sicherlich einige Stunden gedauert. Es grenzt fast an Respektlosigkeit, solch ein Ergebnis negativ zu bewerten. Auf der anderen Seite ist eine Bildbearbeitung auch nur eine Momentaufnahme. Man kann ein Bild auch mehrfach, vielleicht mit etwas Abstand nach mehreren Jahren noch einmal bearbeiten. Auch ist es wichtig und richtig einmal neue Methoden auszuprobieren und so die eigenen Grenzen der Bearbeitung auszuloten. Zudem kann ein Bild dem einen gefallen und dem anderen nicht. Egal welche Reaktion ein Bild beim Betrachter auslöst - sind die Reaktionen stark, hat man irgendetwas richtig gemacht.
Es wäre spannend zu erfahren, wie andere über das Bild denken. Vielleicht ergibt sich eine Möglichkeit des Austauschs.
Bei aller Kritik gratulieren wir Hans Jürgen Mayer zum AdW.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim
Koordinaten von 10 Lac (J2000.0):
RA = 22 h 39 min 16 s, Dek = +39° 03' 01''
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