48. Woche - In der Molekülwolke Orion A: Der Reflexionsnebel NGC 1977

NGC 1977 ist laut der astronomischen Datenbank SIMBAD ein heller Nebel. Im direkten Umfeld liegt rund 35´ südlich der noch hellere Orionnebel M 42/43, hier aber nicht mehr im Bild. Etwa 22´ nördlich von NGC 1977 finden wir, auch bereits außerhalb des Bildes, den lockeren Offenen Sternhaufen NGC 1981. Zur Bildorientierung: Norden liegt oben, Osten links. Die Kantenlänge des Bildes beträgt ca. 41´.
Die Farbe von NGC 1977 ist in erster Linie blau, weil das Licht heller blauer Sterne reflektiert wird. Tiefe Aufnahmen in Hα zeigen aber auch eine merkliche Emission, die besonders im dunkleren Zentralteil hervorsticht. Diese zentrale Dunkelzone ist es, wonach NGC 1977 auch den netten, phantasievollen Namen "running man" trägt, was aber hier im AdW nicht zur Geltung kommt. Mehr astronomische Fakten: Zunächst steht in der Bildmitte am südlichen Nebelbereich eine kleine Gruppe aus drei hellen Sternen. Von rechts nach links sind das mit Pixelkoordinaten: HD 37018 (1053,1105), HD 37058 (936,1110) und HD 37077 (869,1168). Diese Sterne haben den Spektraltyp B1, B3 bzw. F0. Ihre Helligkeiten betragen 4,59 mag, 7,30 mag und 5,25 mag. Alle sollten bläulich sein, was im AdW sehr gut wiedergegeben wird. HD 37018 dürfte derjenige UV-reiche Stern sein, der die Emission in Hα bewirkt. NGC 1977 hat mit 1500 Lichtjahren eine Entfernung ähnlich der des Orionnebels.
Der obere Nebelbereich beherbergt zwei hellere Nebelpartien mit eigenen NGC-Nummern. Einmal ist das NGC 1973 mit dem 6,30 mag hellen, blauen B3-Stern HD 36958 (1250,782). Dazu gesellt sich etwas links oberhalb NGC 1975 mit dem 9,80 mag hellen A-Stern HD 294262 (1096,656). Südlich von NGC 1977 beginnt die dunkle Materie der Molekülwolke OMC-2/3. Sie ragt mit einem dunklen Sporn in NGC 1977 hinein. Die vordergründigen Teile dieser Molekülwolke leuchten bräunlich, was auf eine Beleuchtung durch die Sterne im galaktischen Bulge hinweist. Alles, was sich an Materie im Schwert des Orion und damit auch im Gebiet von NGC 1977 befindet, gehört zur ausgedehnten Molekülwolke Orion A. Sie erstreckt sich über 6° Länge nach Südsüdost und beinhaltet außer molekularem Wasserstoff sehr viel Kohlenmonoxid CO. Im gesamten Molekülwolkenkomplex wurden zahlreiche junge Sterne entdeckt.
Reinhard Wallner ist Bildautor. Er lichtete das Motiv im Februar 2015 ab, Aufnahmeort war Biedermannsdorf/Österreich. Als Teleskop wurde ein Apochromat TEC 160 FL verwendet, Kamera war eine Moravian G2-4000m. Bei f = 1120 mm wurde insgesamt 8 Stunden belichtet! Eine Superleistung, wie wir finden.
Bisheriger Text: Peter Riepe
Die Aufnahme Reinhard Wallners kann man getrost als perfektes Astrofoto bezeichnen. Die Gerätschaften sind ohne Zweifel einwandfrei aufeinander abgestimmt, die Aufnahme entsprechend fehlerfrei. Die Bildbearbeitung lässt ebenso keine Wünsche offen. Das Histogramm der Aufnahme schaut lehrbuchmäßig aus, mit einem klug gewählten Schwarz- und Weißpunkt.
Möglicherweise wurde ein Rauschfilter eingesetzt, jedoch damit nicht übertrieben. In Bereichen mit hohem Signal hätte man tatsächlich noch einen Scharfzeichnungsfilter einsetzen können, um Details etwas mehr hervorzuheben. Aber weniger ist ja oft mehr. Kurzum: Reinhard Wallner hat hier alles richtig gemacht. Und mit seiner zurückhaltenden Bildbearbeitung beweist er aufs neue, dass man Geschmack nicht kaufen kann.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim und Dr. Stefan Binnewies
Koordinaten J2000.0:
RA = 05 h 35 min 23 s, DEK = -04° 50´ 18´´
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