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49. Woche - Komet C/2018 N2 ASASSN, ein typisches AdW-Motiv?

| Astrofoto der Woche

Martin Nischang, Mitglied der VdS-Fachgruppe Astrofotografie und der TBG-Gruppe, widmet sich auch gern der Kometenfotografie. Am 31.10.2019 nahm er in Hobeck/Fläming zwischen 20:50 und 21:35 Uhr UT den Kometen C/2018 N2 ASASSN auf. Dieser Komet wurde am 7. Juli 2018 am Cerro-Tololo-Observatorium in Chile entdeckt. Der Namenszusatz ASASSN zeigt an, dass die Entdeckung auf das "All-Sky Automated Survey for Supernovae" zurückgeht. Martin verwendete als Aufnahmeteleskop einen 30-cm-Newton (ASA) mit Wynne-Korrektor, der das optische System auf Blende 3,6 brachte. Kamera war eine ALccd12, alles auf einer Montierung des Typs ASA DDM60. Belichtet wurde 8 x 5 min - eine kurze Belichtungszeit, allerdings mit Kometentracking. Während der Komet bei seiner Entdeckung 16,4 mag hell war, hatte er sich zum Aufnahmedatum 31.10.2019 schon auf etwa 11,5 mag entwickelt.

Das ist aber nicht alles an Wissenswertem! Ein extrem selten präsentiertes Deep-Sky-Objekt wurde im Bild eingefangen - per Zufall. Dazu schreibt der Autor: "Bei der Auswertung der Bilder zeigte sich direkt nördlich des Kometen eine Aufhellung. Laut Guide war dort allerdings gar keine auffällige Sterndichte vorhanden, und kein Objekt benannt. Eine üble Sache, dachte ich - stimmt das Flat nicht? War die Taukappe zu hoch gesetzt? Zusätzliches Licht auf kleiner Fläche, wo kommt das denn her? Der kritische Blick eines Astro-Kollegen brachte es ans Licht: In der Nacht hat der genannte Komet also eine enge Konjunktion mit der Zwerggalaxie Andromeda I gehabt, die auch als PGC 2666 katalogisiert ist. Völlig ungeplant ging mir bei den Aufnahmen eines Kometen diese Satellitengalaxie des Andromedanebels ins Netz."

Andromeda I - viele lesen diesen Galaxiennamen möglicherweise zum ersten Mal. Im Jahre 1972 veröffentlichte Sidney van den Bergh (den meisten Amateurstronomen vermutlich durch seinen Reflexionsnebelkatalog bekannt) eine höchst bemerkenswerte Untersuchung: "Search for Faint Companions to M31"; Astrophys. Journal 171, L31-L33 (1/1972). Darin gab er die Entdeckung dreier lichtschwacher Begleiter von M 31 bekannt: And I, II und III. Es handelt sich um sphäroide Zwerge (d.h. Typ dSph), die ähnlich kugelförmig aufgebaut sind wie Kugelsternhaufen, die Sterne allerdings ganz locker auf einen viel größeren Durchmesser von etwa 1600 bis 2900 Lj verteilt (Angabe: vdB). So kommt Andromeda I auf eine Flächenhelligkeit von nur 24,4 mag pro Quadratbogensekunde. Zusatzinfo: Mittlerweile ist die Zahl der bekannten Andromedabegleiter auf etwa 30 angewachsen.

Zur realen Einschätzung lege ich einmal ein Vergleichsbild hinzu (hier klicken). Rechts ist ein Ausschnitt aus Martins AdW zu sehen, in Kontrast und Helligkeit etwas angehoben. Ein wenig oberhalb des Kometen bemerkt man Andromeda I als diffusen Fleck, der jedoch nicht mit einem Gegenschweif verwechselt werden sollte. Das linke Bild ist eine Aufnahme mit dem PanSTARRS-Teleskop, Bildfeld von 5´ Kantenlänge und i-gefiltert, in Kontrast und Helligkeit ebenfalls etwas angehoben. Die Zwerggalaxie ist in viele Einzelsterne aufgelöst – wie ein Kugelsternhaufen – und nimmt den größten Teil des Bildfeldes ein.

Anmerkung: Hier wird als AdW ein 5-minütig belichter Einzelschuss gezeigt. Wer genau hinschaut, wird leicht zu Ovalen verformte Sterne erkennen. Dies liegt an der Kometennachführung, die sich in den 5 Minuten bereits deutlich am Sternenhimmel zeigt. Auch dazu ein Kommentar des Bildautors: "Die Bewegungsunschärfe der Sterne nehme ich zugunsten des Kometen (Primärziel!) gern in Kauf, wenn in 5 min mehr als 1,5 Pixel zusammenkommen." Interessant zur Auswertung: Der Bildmaßstab lässt sich im AdW zu 1,0155 arcsec/px bestimmen. Damit kann man für den Kometenschweif eine Länge von mehr als 9,5' ausmessen. Für Andromeda I ergibt sich ein Durchmesser von rund 145'' (~ 1750 Lj).

Gratulation an Martin Nischang zum gelungenen Kometenbild und zur gelungenen Aufnahme der Nahestellung von C/2018 N2 ASASSN und Andromeda I. Vielleicht gibt es ja einige Unentwegte, die sich einmal an Andromeda I versuchen möchten? Die Koordinaten sind angegeben.

Peter Riepe
Bildautor: Martin Nischang

 

00 45 39.8  +38 02 28
Objektkoordinaten (J2000) von Andromeda I:
RA = 00 h 45 min 40 s, DEK = +38° 02' 28''

 

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