5. Woche - Das Milchstraßenband über dem Cyclops Arch

Astrofotografie und Naturerlebnis – das sind zwei Dinge, die man wunderbar kombinieren kann. Viele Astrofotografen betreiben inzwischen ihr Hobby mithilfe kleiner mobiler Montierungen mit passenden Kameras. Man muss es erlebt haben: Den Sternenhimmel über sich in einer mondlosen, lauen Sommernacht an einem nicht alltäglichen Ort. Gern denke ich zurück an meine erste Astro-Exkursion in die südspanische Sierra de Gador vor langen Jahren, als ich auf einem abgelegenen Gebirgsplateau inmitten eines duftenden Oregano-Feldes die Milchstraße über mir hatte, um mich herum das Zirpen der Zikaden. So etwas mag Zufall sein, kann aber auch geplant werden. In der Regel sucht sich der Astrofotograf dann einen Ort aus, an dem er einen dunklen Himmel vorfindet, wo gleichzeitig aber auch intensive Naturerlebnisse möglich sind. So ergab sich für Stefan Binnewies die Möglichkeit, nicht nur zur „Great American Solar Eclipse“ in die USA zu reisen, sondern im anschließenden Rahmenprogramm auch dem Alabama Hills State Park in Kalifornien einen Besuch abzustatten. Hier – am Fuße des 4420 Meter hohen Mount Whitney in der Sierra Nevada – liegt ein Eldorado aus interessanten geologischen Formationen. Der Park ist bekannt für eine Vielzahl von „Arches“, das sind steinerne Bögen aus Granit oder Sandstein mit unterschiedlichen Formen und Farben, die zu phantasievollen Namensgebungen führten.
Am „Cyclops Arch“ entstand das heutige AdW. Dieser erodierte Sandsteinbogen weist insgesamt vier Durchbrüche auf und ist bei Tag und Nacht ein faszinierendes Gebilde (dazu siehe auch: http://www.westernladys-world.net/). Die Aufnahme erfolgte am 14.08.2017 in den letzten Minuten der Abenddämmerung bei glücklicherweise nach Südosten abziehenden Wolkenbändern. Als Kamera kam eine Canon EOS 6D zum Einsatz. Zwei Aufnahmen wurden jeweils 60 s durch ein 14-mm-Objektiv bei Blende 4 und ISO 6400 belichtet und dann übereinander gelegt. Die Nachführung geschah über eine kleine Reisemontierung. Das AdW zeigt eindrucksvoll, wie sich das Band der Milchstraße von Dunkelwolken durchsetzt kontrastreich vom Schützen über den Adler und den Schwan bis hin zum Nordamerikanebel durch den Himmel zieht. Und dazu bildet die Felsenkulisse den Rahmen.
An dieser Stelle muss auch unbedingt der informative Artikel von Stefan Binnewies erwähnt werden, der mit dem Titel „Nächtliche Landschaftsfotografie“ im VdS-Journal für Astronomie, Heft 64 (I/2018), Seite 63, erschienen ist.
Text zum Objekt und den Aufnahmedaten: Peter Riepe
Das heutige AdW zeigt mal kein Deep-Sky-Objekt und auch kein Objekt des Sonnensystems, zumindest nicht ausschließlich. Wir sehen einen irdischen Vordergrund und das Band der Milchstraße, aufgenommen mit einem Weitwinkelobjektiv. Diese Art der Astrofotografie, nämlich die Fotografie nächtlicher Szenen, ist in den letzten Jahren sehr populär geworden. Es gibt einen ganz klaren Zusammenhang zwischen der technischen Entwicklung digitaler Kameras und der Popularität solcher Aufnahmen. Mit beigetragen zu dem Trend haben verschiedene Kameras, darunter auch die hier verwendete Canon EOS 6D, die auch bei wenig Licht sehr rauscharme Ergebnisse liefert. So sind relativ kurze Belichtungszeiten möglich, die aber bereits die Milchstraße eindrucksvoll zeigen, aber auch Details im Vordergrund, die vom Mond oder von künstlichen Lichtquellen beleuchtet werden. Interessant ist, dass die Fotografie nächtlicher Szenen gar nicht primär von Astrofotografen geprägt ist, sondern vielmehr eine Disziplin der Landschaftsfotografen geworden ist. So gibt es mittlerweile regelrechte HotSpots für diese Art der Fotografie, insbesondere natürlich in Nationalparks, eben dort wo ein beeindruckender Sternenhimmel und eine beeindruckende Landschaft aufeinander treffen. Der Unterschied ist, dass ein Landschaftsfotograf oft wenig oder gar nichts über den nächtlichen Himmel weiß, und somit keine Bedenken hat ein Bild z.B. farblich zu manipulieren. So sieht man nicht selten eine grüne oder pinke Milchstraße, wo wir doch wissen, dass das gar nicht sein kann. Auch haben Landschaftsfotografen wenig Skrupel davor, ein Bild mit Retuschewerkzeugen zu behandeln, wie etwa dem Kopierstempel. Ein Astrofotograf hat diesbezüglich ein ganz anderes Verständnis, eine andere Ethik.
Es wäre aber auch wiederum falsch, das Fotografieren des Sternenhimmels mit einem Weitwinkelobjektiv als eine neue, moderne Art der Astrofotografie zu betrachten. Ganz im Gegenteil. Schon in den 1970er und 1980er Jahren wurde so Astrofotografie betrieben. Es war eine gute Möglichkeit insbesondere für Anfänger, mit relativ wenig Aufwand Aufnahmen des Nachthimmels zu erstellen. Auch wurden damals schon Nachführungen benutzt, um die mögliche Belichtungszeit zu verlängern ohne Strichspuren zu erhalten. Das konnte entweder mit einer sogenannten Barndoor Montierung (zwei Holzplatten mit Scharnier als Stundenachse einer Simpel-Montierung) geschehen, oder mit damals käuflich erhältlichen Uhrwerksnachführungen, wie etwa der Purus Uhrwerksnachführung.
Mit den moderneren digitalen Kameras und kleinen, transportablen Nachführungen ist es natürlich heute um ein vielfaches leichter solche Aufnahmen zu erstellen, bzw. zeigen diese Aufnahmen deutlich mehr Details. Es wäre aber falsch, diese Technik als Anfängermethode zu betiteln, denn die anschließende Bildbearbeitung ist nicht trivial. Es ist einfach eine Methode Astrofotografie zu betreiben. Das Ergebnis von Stefan Binnewies ist beeindruckend schön. Wir gratulieren zu der Aufnahme und zum AdW.
Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim
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