5. Woche - NGC 7380 und Sh2-142 im Cepheus

Im Süden des Sternbilds Cepheus, dort wo Lacerta und Cassiopeia angrenzen, liegt der locker aufgebaute offene Sternhaufen NGC 7380. Das aktuelle AdW (Norden oben) zeigt ihn vor dem nördlichen Teil der rot leuchtenden H II-Region Sh2-142, die mit ihm assoziiert ist und 25´ x 30´ misst. Rechts im Bild steht HD 215588, ein F5-Stern mit visuellen 6,5 mag. Er hat mit dem Sternhaufen aber nichts zu tun. In der Bildmitte liegen zwei weitere helle Sterne dicht beisammen: der G0-Stern HD 240051 mit 8,6 mag östlich und der etwas hellere F8-Stern HD 215714 mit 8,0 mag westlich. Ein Stückchen weiter nach Osten beginnt der Südrand von NGC 7380. Hier befindet sich sein hellstes Mitglied, der O6-Stern HD 215835. Der Veränderliche – auch als DH Cephei bezeichnet – hat B = 8,85 mag und V = 8,61 mag. Sein Farbindex B-V beträgt demnach 0,24 mag und sollte für O-Sterne eigentlich negativ sein, d.h. noch erheblich blauer. Der vorgelagerte Staub bewirkt jedoch eine deutliche Rötung. HD 215835 ist übrigens ein spektroskopischer Doppelstern. Seine Komponenten vom Spektraltyp O5 und O6 bewegen sich innerhalb von 2,11 Tagen umeinander und haben effektive Temperaturen um 43.000 K (Sturm & Simon, 1994).
NGC 7380 gehört zur Assoziation Cep OB1, hat einen scheinbaren Durchmesser von 12' und eine visuelle Helligkeit von 7,2 mag. Als Entfernung gibt die Wissenschaft ziemlich differierende Werte zwischen 1400 und 3600 pc an. Das liegt daran, dass interstellare Materie den Haufen recht stark verdunkelt (etwa 2 mag im Visuellen, Leisawitz 1989). Das Alter wird überwiegend auf 2 – 4 Mio. Jahre geschätzt. Etwa 40 junge Einzelsterne sitzen hier zusammen, und NGC 7380 besitzt mehr massereiche Sterne als viele andere offenen Sternhaufen. Weiterhin wurden 14 Sterne mit H-Alpha-Emission beobachtet. NGC 7380 ist auch dafür bekannt, dass zahlreiche seiner Sterne noch nicht das Hauptreihenstadium erreicht haben, sondern erst auf dem Weg zum stabilen Wasserstoffbrennen sind. Alle bisher genannten heißen jungen Sterne setzen der Molekülwolke, in der NGC 7380 steckt (Leisawitz 1989), heftig zu. Ihr Rand wird durch starke UV-Strahlung und Sternwinde zerfetzt. Sehr auffällige girlandenförmige Strukturen mit hell leuchtenden Rändern sind entstanden, im Fachjargon nennt man sie deswegen auch gern „bright rims“.
Dieses AdW stammt von der vierköpfigen „Regensburger deep-sky-imaging-cooperation“. Reinhold Wittich (RW) nutzt einen 12-Zoll-Newton f/4 mit einer Moravian 8300, Dr. Jürgen Kemmerer (JK) ein gleiches Teleskop mit einer FLI 16803. Niels Wilkening (NW) verwendet ein Triplett 90/600 mm, dazu eine QSI 8300, Gottfried Meissner (GM) benutzt einen 10-Zoll-Newton f/4,7 und dazu eine Canon 1000da.
Und jetzt die Superleistung: RW belichtete je 7 x 10 min RGB, GM 97 x 10 min RGB (Bayer). An H-Alpha-Aufnahmen fügte JK 14 x 20 min hinzu, RW weitere 20 x 30 min und NW 34 x 10 min. Schließlich folgten noch [O III]-Aufnahmen von JK (13 x 20 min) und RW (23 x 30 min).
Ein solches Belichtungs-Marathon von 55 h 50 min muss mit einem ganz dicken Applaus gewürdigt werden, zumal die Vier heute beim AdW ihren Einstand geben! Und wir danken allen, dass sie ihr tolles Ergebnis hier als Erstpublikation vorlegen.
Koordinaten J2000.0:
RA = 22 h 47 min 21 s, DEK = +58° 07' 54“