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52. Woche - Galaxie NGC 6946 mit Offenem Sternhaufen 6939

Fotografiert von: Hermann von Eiff | | Astrofoto der Woche

Auf der Grenze zwischen Schwan und Cepheus liegt dieses „ungleiche Pärchen“ von Deep-Sky-Objekten. Ihr Abstand am Himmel beträgt etwa 40 Bogenminuten. Man sieht die beiden häufiger als beliebtes Aufnahmeobjekt. Aber das aktuelle AdW geht weit über das Übliche hinaus. Die Tiefe der Aufnahme ist beeindruckend. Zur Bildorientierung: Norden ist rechts, Osten oben.

Zunächst zur Sc-Spiralgalaxie NGC 6946. Sie liegt ziemlich nahe am galaktischen Äquator, nur 11,5° nördlich. Das bedeutet: Wir sehen das Aufnahmefeld eingebettet in relativ dichte Schwaden interstellarer Materie. Die galaktozentrische Entfernung von NGC 6946 (d.h. die Entfernung von der Milchstraße aus gesehen) beträgt etwa 19 Millionen Lj (Karachentsev et al. 2004). Das ist zwar außerhalb der Lokalen Galaxiengruppe, aber immer noch nahe genug für wissenschaftliche Detailbeobachtungen. Mit 11,0´ x 9,8´ ist NGC 6946 recht groß und nahezu in der „Draufsicht“ zu sehen. Die wahre Größe kommt damit auf gut 60.000 Lj. Mit ihrer scheinbaren visuellen Helligkeit V = 8,88 mag und der scheinbaren Blauhelligkeit B = 9,68 mag (Sky Catalogue 2000) ist der Farbindex B-V = 0,8 mag, was im Mittel eine weißgelbe Eigenfarbe bedeutet. Im AdW erkennen wir einen ziemlich gelben Kern mit ebenso gelbem Bulge, dazu überwiegend teilweise sehr blaue Spiralarme. Zoomt man ins Bild hinein (dazu das Bild herunterladen), so bemerkt man blaue Sternentstehungsgebiete und auch einige rot leuchtende HII-Regionen.

Der Offene Sternhaufen NGC 6939 ist 8´ ausgedehnt und ungefähr 4000 Lj entfernt, misst also echte 9 Lj im Durchmesser. Das Alter kommt auf 2,2 Milliarden Jahre (Andreuzzi et al. 2004), was für Offene Sternhaufen schon als „fortgeschritten“ bezeichnet werden darf. Junge blaue Sterne gibt es demnach nicht mehr. Und so entnimmt man der Datenbank SIMBAD folgerichtig eine mittlere Farbe von B-V = 1,05 mag (gelb) aus fotometrischen Messungen.

Interessant ist der tiefe Himmelshintergrund. Die ausgedehnten Molekülwolken, von denen der Cepheus voll ist, durchziehen das Bildfeld als galaktischer Zirrus. Während NGC 6946 durch ein Loch hindurch leuchtet, werden die Außenbereiche des Haufens NGC 6939 teilweise sogar vom Zirrus berührt. Die Entfernung dieser Wolken ist nicht bekannt. Wer genau hinschaut, bemerkt auch einige schwache, ausgedehnte Hintergrundgalaxien. So befindet sich an den Pixelkoordinaten (1286, 1173) die langgestreckte Zwerggalaxie UGC 11583 und bei (1182, 1139) die noch kleinere und lichtschwächere LEDA 166192 = [KK98a] 251. Beide gehören der NGC-6946-Gruppe an, sind also ähnlich weit entfernt.

Hermann von Eiff nahm dieses Motiv am 11./12.09.2015 auf, sein Platz war die Herchenhainer Höhe (Vogelsberg). Aufnahmeteleskop war ein Refraktor von Astro Physics, Starfire EDF 155 mm, der mit einem Fokalreduktor auf die effektive Brennweite von 825 mm kam. Mit einer Canon 5D Mark II (astromodifiziert) wurde bei Blende 5,3 und ISO 1600 insgesamt 40 x 5 min belichtet.

Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe

Hermann von Eiff gehört wie E. Alt (der Bildautor des AdW von vor zwei Wochen >> M27) zur Generation der Astrofotografen, die den Wechsel von der chemischen Fotografie in höchster Vollendung zur digitalen Aufnahmepraxis geschafft haben. So ist das hier vorgestellte Feld aus dem Sternbild Cepheus bezüglich aller technischen Aspekte bei der Aufnahme und anschließenden Bildbearbeitung perfekt gelungen. Die wunderbare Darstellung des galaktischen Zirrus mit einer Belichtungszeit von „nur“ 200 Minuten in Verbindung mit einem nicht einmal besonders lichtstarken Instrument (Blende 5,3) beweist wieder einmal, wie wichtig ein dunkler Himmelshintergrund für die Darstellung schwacher Phänomene ist. Und nicht nur der galaktische Zirrus, auch die extrem schwachen Ausläufer von NGC 6946 nach Norden (nach rechts oben) sind ein selten gesehener Bonus und nicht zuletzt dem dunklen Himmel über dem Vogelsberg geschuldet.

Unser Fazit: Mobile Astrofotografie lohnt sich!

Kommentar zum Bild: Dr. Stefan Binnewies und Frank Sackenheim

NGC 6946: RA = 20 h 34 min 52 s, Dek = +60° 09' 13''
NGC 6939: RA = 20 h 31 min 30 s, Dek = +60° 39' 42''

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