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52. Woche - NGC 5367 und die kometarische Globule CG 12

Fotografiert von: Stephan Küppers | | Astrofoto der Woche

Zunächst wünscht das AdW-Team allen Lesern eine frohe Weihnacht! Und als Weihnachtspräsent kommt hier ein wenig gezeigtes Motiv aus dem südlichen Sternbild Centaurus. Stephan Küppers ist der Bildautor. Ihm gelang diese wunderschöne Aufnahme im Juli 2017 auf Farm Tivoli/Namibia. Dort stand ihm ein 300-mm-Astrograph der Marke ASA mit f = 1084 mm zur Verfügung. Als CCD-Kamera wurde eine FLI Microline ML16200 verwandt. Alles befand sich auf einer Montierung ASA DDM85. Bei Einzelschüssen von 5 min wurde insgesamt wie folgt belichtet: 185 min für die Luminanz und jeweils 60 min für RGB.

Das Bildfeld von 85,8' x 68,6' (Norden oben, Osten links) zeigt oberhalb der Bildmitte ein nebeliges Gebiet bräunlicher Färbung, durchsetzt von blauen Reflexionsnebeln. Normale Astroaufnahmen zeigen als Deep-Sky-Objekte nur die Reflexionsnebel. Aber wir sind es inzwischen ja schon gewohnt, dass Staub- und Dunkelwolken ebenfalls schwaches, reflektiertes Licht aussenden und auf der Aufnahme abgelichtet werden können – es muss nur lange genug belichtet werden. Der gesamte Nebelkomplex stellt eine „kometarische Globule“ dar, sie wird als CG 12 geführt. Kometarische Nebel zeigen – wie der Name schon andeutet – eine langgezogene, kometenähnliche Gestalt, die auf eine äußere dynamische Verformung zurückgeht. Als Verursacher wird der B3-Stern HD 120958 angesehen (hier klicken). Hellstes Objekt in CG 12 ist der 3,4' große blaue Reflexionsnebel NGC 5367. Er beherbergt in seinem Inneren den 9,7 mag hellen Doppelstern CD-39 8581, dessen Komponenten vom Spektraltyp B4 und B7 sind. In südlicher Richtung ist ein zweiter, kleinerer Reflexionsnebel zu sehen. Das ist GN 13.54.9 mit dem 10,1 mag hellen B8-Stern CD-39 8583. Etwa 3,5' weiter nordwestlich im Kopf hat die Staubwolke eine dunkle Höhle. Hier liegt eine Molekülwolke mit der Bezeichnung MBM 112.  In dieser Zone wurde eine Absorption von bis zu 20 mag gemessen. Kein Wunder, dass sich in diesem Bereich – optisch kaum zu vermuten – Sternentstehung abspielt. Aber neuere Untersuchungen mit dem Chandra X-Ray Observatory haben eine Fülle von Röntgenquellen offengelegt, die nachträglich mit optischen und NIR-Quellen identifiziert werden konnten. Der größte Teil davon dürften T-Tauri-Sterne sein (Getman et al. Astrophys. J. 673, 331-353, 2008; hieraus auch das Klickbild). Der im IR-Bereich gut erkennbare zentrale Sternhaufen in CG 12 heißt schlichtweg „CG 12 central cluster“. Die Sterne haben ein Alter von durchschnittlich ca. 4 Mio. Jahren, alles liegt etwa 650 Lichtjahre oberhalb der galaktischen Ebene.

Kaum zu glauben, dass eine markante Staubwolke einen nur so kleinen Bereich abdeckt. Östlich von CG 12 ist der Raum wieder leergefegt. Hier bemerkt man die edge-on-Galaxie ESO 325-42 mit etwa 14 mag. Knapp darunter liegt der blau leuchtende Stern HD 121912 von 7,92 mag und Spektraltyp F3. Hellster Feldstern ist am linken mittleren Bildrand HD 122210, ein orange leuchtender K1-Riese von 6,1 mag.

Text zum Objekt und Aufnahmedaten: Peter Riepe

Was sind die besten Voraussetzungen, um ein tolles Deep-Sky-Bild zu fotografieren? Ein sehr dunkler Himmel, eine schnelle Optik und eine empfindliche, gekühlte CCD-Kamera sowie eine ausreichende Belichtungszeit. Genau diese Bedingungen erfüllt das heutige AdW. Stephan Küppers gelang diese Aufnahme von der Astrofarm Tivoli in Namibia aus. Die Bedingungen auf dieser Astrofarm sind schlichtweg phänomenal. Die einzige Lichtverschmutzung, die man an solch einem Standort zu erwarten hat, ist natürlichen Ursprungs. Das Zodiakallicht, die Lichtbrücke, der Gegenschein oder das Airglow können unter namibischem Himmel für eine Aufhellung des Himmels sorgen. Diese Art der Lichtverschmutzung nimmt man aber an solch einem Standort sehr gerne in Kauf. Doch auch unter extrem guten Bedingungen sollte man Vorsicht walten lassen, wenn man zu nah am Horizont fotografiert. Das Sterbild Centaurus, in welchem das heutige Objekt liegt, geht im Juli bereits relativ früh unter, so dass man die frühen Abendstunden nutzen muss. Hier sollte man sich selber maßregeln oder der Montierung ein Limit setzen, damit man nicht zu tief in den Horizont gerät. Denn dann können auch in Namibia erstellte Aufnahmen durch schwierige Gradienten und Refraktionseffekte die anschließende Bildbearbeitung erschweren.

Die Astrofarm Tivoli beherbergt verschiedene Teleskope und Kameras, die Astrofotografen mieten können. Der hier verwendete 12-zöllige Newton von ASA und die FLI-Kamera gehören zum Topp- Inventar der Farm. Die Belichtungszeiten wurden von Stephan Küppers angemessen gewählt. Gepaart mit der Geduld des Astrofotografen und einer guten Bildbearbeitung sind hier alle Voraussetzungen erfüllt für ein tolles Astrofoto.

Wir gratulieren Stephan Küppers zu diesem Bild und zum AdW.

Kommentar zum Bild: Frank Sackenheim

Koordinaten der Bildmitte (J2000.0):

RA = 13 h 57 min 44 s, DEK = -39° 58' 48''

Sie haben Fragen oder Anmerkungen? Kontakt zum AdW-Team: fg-astrofotografie@vds-astro.de. Kontakt zum Bildautor: Dazu klicken Sie einfach oben links auf den Namen. Sie können auch den Autornamen anklicken (rechte Maustaste) und dann die Mailadresse kopieren.

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