53. Woche - Eingebettet in Reflexionsnebel – die Plejaden M 45

Schon einmal vorweg an alle Freunde des AdWs: Alles Gute zum Jahreswechsel, dazu dann auch die besten Wünsche für 2021 mit viel Freude weiterhin an der Astronomie, und nicht zu vergessen: Bleibt vernünftig - dann bleibt auch jeder gesund! Natürlich ist klar: Jeder hier sehnt sich wieder nach ein wenig Normalität ... und vielleicht kehrt die ja im Jahresverlauf zurück.
Heute kommt zum Jahresabschluss ein schönes Standardobjekt zur Geltung - die Plejaden. Unser ungarischer Astrofotograf Lionel Majzik ist der Bildautor. In der Zeit vom 26.12.2019 - 01.01.2020 fotografierte er den Sternhaufen von seinem Aufnahmeort Tápióbicske in Ungarn. Dabei kam ein Sky-Watcher Esprit 80 ED 80/400 zum Einsatz, Kamera war eine Canon EOS 1300D (modifiziert). Bei ISO 800 wurde 120 x 5 min belichtet, das sind glatte 10 Stunden. Das Bildfeld beträgt 2,7° x 1,8°, wobei Norden auf 12:30 Uhr liegt.
Die Plejaden sind auch als Objekt Nr. 45 im Messierkatalog geführt. Sie erscheinen für Himmelsbeobachter gegen Herbstanfang am Abendhimmel und repräsentieren einen markanten, hellen offenen Sternhaufen. Der Anblick ist so augenfällig, dass schon frühere Kulturen die Plejaden als Himmelsobjekt kannten und auch bildlich verewigten. Ihr regelmäßiges Erscheinen zum Herbst machte sie zu einem Kalenderobjekt, welches in der Landwirtschaft nützlich war. Der populäre Name "Siebengestirn" deutet darauf hin, dass man im Wesentlichen 7 Sterne mit bloßem Auge sehen kann. Es gibt jedoch versierte Beobachter, die auch mehr Plejadensterne erkennen.
Galli et al. (2017) untersuchten die Haufenentfernung mit folgender Messmethode: Zunächst wurden die echten Haufenmitglieder anhand ihrer Eigenbewegung identifiziert, die sie gegenüber dem umgebenden Sternfeld zeigen. Schon 1846 stellte der deutsche Astronom und Mondbeobachter Johann Heinrich von Mädler fest, dass die einzelnen Plejadensterne zueinander keine messbare Eigenbewegung aufweisen. Alle bewegen sich aber auf einen scheinbaren Fluchtpunkt zu, den der Astronom heute "Konvergenzpunkt" nennt. Die Sterne aller Bewegungsgruppen besitzen im Prinzip einen solchen Konvergenzpunkt. Aus der Eigenbewegung, der Radialgeschwindigkeit und der Position des Konvergenzpunktes können in jungen Bewegungshaufen die individuellen Parallaxen der Sterne berechnet werden. Man fand für M 45 eine Parallaxe von 7,44 Millibogensekunden, was einer Entfernung von 134,4 pc (~ 440 Lj) entspricht. Das passt ausgezeichnet zu dem Wert von 136,2 pc, den Melis et al. (2014) anhand von trigonometrischen Parallaxen an vier Plejadensternen mit Hilfe der "Very Long Baseline Interferometry" gefunden hatten. Das Alter der Plejaden wird auf 120 ± 10 Mio. Jahre geschätzt (Basri et al. 1996). Das ist ein noch relativ geringes Alter. Inzwischen sind mehr als 1000 Mitgliedsterne bekannt (Sarro et al. 2014).
Was noch von Interesse sein dürfte: Die Plejaden wandern aktuell durch eine Zone, gefüllt mit dichter interstellarer Materie. Daher kommen die umgebenden Reflexionsnebel überhaupt erst zustande. Da der Sternhaufen keinerlei O-Sterne enthält (nur ab dem Spektraltyp B und später), gibt es auch keine Anregung des umgebenden Wasserstoffs - obgleich davon genug vorhanden sein dürfte. Weiter weg vom Haufen zeigt ein lang belichtetes Weitwinkelbild, dass die Nebel der weiteren Umgebung dann eine bräunlich-gelbliche Farbe annehmen. Hier im AdW ist das bereits erkennbar.
Wir danken Lionel Majzik ganz herzlich für diesen schönen Jahresausklang. Das Bild ist farblich stimmig und gut bearbeitet. Unsere Gratulation zum Astrofoto der Woche!
Peter Riepe
Bildautor: Lionel Majzik
Koordinaten (J2000) der Plejaden:
RA = 03 h 47 min, DE = +24° 07´
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