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7. Woche - Die egde-on-Galaxie NGC 891 in der Andromeda

Fotografiert von: Björn Gludau | | Astrofoto der Woche

Die Spiralgalaxie NGC 891 steht in exakter Kantenlage ("edge on"). Ihr Hubble-Typ lässt sich wegen dieser Kantenlage nicht genau feststellen, denn wie soll man die Wicklung der Spiralarme um den Kern bei edge-on-Galaxien eigentlich korrekt beurteilen? Die astronomischen Datenbanken geben jedoch Sb als Typus an. Der scheinbare Durchmesser von NGC 891 beträgt - hier im AdW gemessen - etwa 15'. Die Farbe verträgt sich mit den Helligkeiten bestens: B = 10,81 mag, V = 9,93 mag, das ist weißgelb. Auffällig ist das dunkle Staubband in der Äquatorebene. Zoomt man ins AdW hinein (Norden links, Osten unten), so entdeckt man viele vom Staubband senkrecht nach oben bzw. unten abzweigende Dunkelwolken. Sie sind durchaus vergleichbar mit den vielen Dunkelwolken der Milchstraße im Gebiet Schütze und Skorpion, die ähnliche Orientierungen zeigen.

 

NGC 891, NGC 925, NGC 1003 und NGC 1023 liegen im Gebiet Andromeda/Perseus und bilden die so genannte NGC-1023-Gruppe. Hier gibt es vier weitere lichtschwache Mitglieder: DDO 22, DDO 24, UGC 1807 und UGC 2172 (Kaisina et al. 2012). Für NGC 891 sind in der NASA Extragalactic Database 10 Mpc als Entfernung angegeben (Mittel von 19 Messwerten). für NGC 1023 sind es 10,9 Mpc (Mittel von 23 Messwerten). Man kann also für die NGC-1023-Gruppe eine Entfernung von 34 Mio. Lj voraussetzen. Demnach kommt NGC 891 auf eine wahre Ausdehnung von 148.000 Lj. Das ist etwa 50% größer als unsere Milchstraße!

 

Ein kurzes Wort zu den Begleitern von NGC 891. UGC 1807 ist im AdW in der linken oberen Bildecke bei den Pixelkoordinaten (250,321) zu finden. Sie hat mit 628 km/s eine ähnliche Radialgeschwindigkeit wie NGC 891 (528 km/s), ist also ein echter Begleiter. Die TBG-Gruppe der VdS-Fachgruppe Astrofotografie konnte 2015 aus eigenen tiefen Aufnahmen zwei weitere Kandidaten ermitteln und für eine anschließende großteleskopische Spektroskopie vorschlagen: die Zwerggalaxien [TT2009] 25 bei den Pixelkoordinaten (1655,342) und [TT2009] 30 bei (403,1416). Trentham und Tully hatten diese beiden Galaxien zwar schon 2009 als Objekte im Palomar Sky Survey gefunden, allerdings gab es noch keine Entfernungsmessung. Dies gelang im Anschluss an unsere Arbeit mit dem russischen 6-m-Teleskop. Das von [TT2009] 25 aufgenommene Spektrum zeigt eine Radialgeschwindigkeit von 628 km/s, so wie UGC 1807. Damit ist auch [TT2009] 25 etwa gleich weit entfernt wie NGC 891, sprich: es handelt sich sehr wahrscheinlich um einen neuen Begleiter. Ähnliche Überlegungen gelten für [TT2009] 30. Dieser mögliche Begleiter bleibt jedoch aufgrund seiner geringen Flächenhelligkeit von 27,6 mag pro Quadratbogensekunde ein “harter Brocken” für die Spektroskopie. Überlegung: Wie lange muss belichtet werden, um eine solch lichtschwache Zwerggalaxie nachzuweisen? Wieviel länger muss dann erst ein weit auseinander gezogenes Spektrum dieses Objekts belichtet werden?

 

Björn Gludau nahm NGC 891 im Umfeld am 10.09.2015 in Südfrankreich auf (Barriol, Haute Provence). Aufnahmeoptik war ein Newton des Typs ASA N12 bei 1083 mm Brennweite. Mit einer CCD-Kamera SBIG STT-8300 wurde bei Blende 3,6 folgendermaßen belichtet: 15 x 300 s (L) und je 5 x 300 s (RGB). Trotz einer relativ moderaten Belichtungszeit ein sehr gutes Ergebnis!

 

Text zum Objekt und Belichtungsdaten: Peter Riepe

 

Björn Gludau gelang mit diesem AdW ein wirklich tiefer Blick ins Universum – allerdings scheint es, als ob dieser Blick durch eine leicht getönte Sonnenbrille geht. Und das liegt nicht an einer zu dunklen Monitoreinstellung des Betrachters, sondern an der Verschiebung des Histogramms – gemeint ist damit die graphische Darstellung der Intensitätsverteilung – zu weit nach links, hin zu den niedrigen (dunklen) Werten. Eine leichte Korrektur ist hier wie eine „Frischzellenkur“ – das Bild beginnt zu leuchten, ohne dass die Galaxie zwischen den Sternen ertrinkt oder die Farben entgleiten.

 

Übersehen wollen wir die nicht ganz runden Sterne und auch die möglicherweise durch schlechtes Seeing (Mistralwinde in der Haute Provence?) bedingte geringe Unschärfe im Bild, ist es doch das Ergebnis einer Astroexkursion nach Südfrankreich und nicht das einer festen Sternwarte, wo Zeit und Muße bleiben, um auch diese wirklich nur marginalen Fehler zu beheben. Denn trotz aller Kritik, dieses Bild gefällt uns beiden sehr – bis auf das „Sonnenbrillen-Gefühl“.

 

Kommentar zum Bild: Dr. Stefan Binnewies und Frank Sackenheim

 

Koordinaten (J2000): RA = 02 h 22 min 33 s, DE = +42° 20' 54''

 

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