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Die Einsamkeit der schwarzen Löcher

Erstellt von: Tim Ruster | | Astrocomic

Schwarze Löcher haben einen äußerst schlechten Ruf als kosmische Bösewichte, die alles einsaugen, was nicht niet- und nagelfest ist - damit tut man ihnen allerdings Unrecht, denn tatsächlich sind Schwarze Löcher äußerst empfindsame Gebilde, die vor allem an einem leiden: Einsamkeit.

Eigentlich logisch: Nicht nur, dass Schwarze Löcher jede aufkeimende Freundschaft dadurch zerstören, dass sie ihr Gegenüber einsaugen, viel mehr tragen sie die Einsamkeit sogar im Namen. Nach den meisten Theorien stellen Schwarze Löcher nämlich eine sogenannte Singularität dar. 
Eine Singularität ist ein Punkt mit unendlich hoher Dichte und unendlich starkem Gravitationsfeld. Ein unfassbar massereiches Objekt mit der Größe eines Pixels. Der Name "Schwarzes Loch" ist also trügerisch, denn tatsächlich sind die kosmischen Gebilde keine Löcher, in die man hinein fallen würde. Ihre Sogkraft entfalten die einsamen Schwergewichte allein durch ihre massive Schwerkraft. Diese Schwerkraft ist so groß, dass Schwarze Löcher (fast) alles anziehen: Planeten, Sterne und sogar das Licht. Wer also mit einer Taschenlampe in ein Schwarzes Loch leuchtet, wird feststellen, dass das Licht der Lampe weg gesogen wird - genau so wie die Lampe selbst und ihr Besitzer. Als wäre das nicht schon erstaunlich genug, sind Schwarze Löcher sogar so massiv, dass sie Raum und Zeit anziehen.

Aber wie kann eine solch mächtige Schwerkraft entstehen? Ist es etwa der unbändige und zerstörerische Drang nach Gesellschaft, der aus der Einsamkeit der Schwarzen Löcher resultiert? 
Nein, die Ursache ist natürlich nicht emotionaler sondern physikalischer Natur: Viele Schwarze Löcher entstehen durch den explosiven Tod großer Sterne. Sterne, deren Masse mindestens zehn mal größer als die unserer Sonne ist, explodieren am Ende ihrer Existenz in einer gigantischen Supernova. Sie stoßen dabei ihre Hülle ab. Ihr Kern kollabiert und wird unter der Einwirkung der starken Gravitation zum Schwarzen Loch.
Rätselhafter (und vielleicht noch einsamer) sind die sogenannten supermassiven Schwarzen Löcher, die sich in der Mitte jeder Galaxie befinden. Wie sie entstanden sind, ist unklar. Ihre einsame Existenz ist jedoch nicht umsonst: Ihre Gravitation hält die gesamte Galaxie zusammen. So dreht sich auch unser Sonnensystem um das Schwarze Loch in der Mitte der Milchstraße - für einen Umlauf benötigen wir schlappe 240 Millionen Jahre.

Zwar sind Schwarze Löcher mittlerweile unter anderem durch die Messung von Gravitationswellen bewiesen, doch sie bleiben für uns Menschen dennoch zu großen Teilen rätselhaft. In ihrer Einsamkeit rufen wir ihnen deswegen zu: Schwarze Löcher, wir finden euch super spannend!

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