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Duplex Moon Atlas

Rezension von: Rezensent: Stefan van Ree | | Verlag

Da der Mond zu meinen häufigsten Beobachtungsobjekten gehört, war ich auf dieses neue Werk von Ronald Stoyan gespannt.

Für mich ist am Teleskop vor allem ein einfacher Einsatz von Literatur wichtig. Mit Hilfe guter Atlanten lassen sich Objekte am Himmel leicht identifizieren und auffinden.

Für mich ist eine gute Auflösung von Kartenmaterialien wichtig. Im Bezug auf einen Mondatlas müssen die wichtigsten Formationen mit Bezeichnungen enthalten sein und nach Art der Formation unterscheidbar sein. Dabei sollte das Medium handlich und einfach bedienbar sein.

Die Karten in dem Atlas von Ronald Stoyan basieren auf dem hochauflösenden, digitalen Geländemodell des Wide Angel Mosaic (WAC). Sie wurden mit der Kamera an Bord der NASA-Sonde Lunar Reconaissance Orbiter (LRO) erstellt. Es handelt sich also nicht wie oft typisch in Mond-Atlanten um erdgebundene Aufnahmen oder Handzeichnungen.

Insgesamt wurde das Mondmosaik des LRO aus 1.300 Einzelaufnahmen mit einer Auflösung von 145 Meter pro Pixel erzeugt.

Im vorliegenden Atlas entspricht mittig des abgebildeten Mondes der Maßstab von 1 cm in der Kartendarstellung genau 25,5 Kilometer in der Wirklichkeit. Durch die maßstabsgetreue Abbildung des Mondes verändert sich von der Mitte ausgehend der Maßstab kontinuierlich. In der Praxis bedeutet dies, dass der Wert von 25,5 Kilometer wächst, je weiter man zum Rand wandert.

Alle im vorliegenden Werk abgedruckten Karten wurden zum gleichen Zeitpunkt zwischen Neumond und Vollmond aufgenommen. Beobachtet man den Mond nach Vollmond, denkt man sich den Schattenwurf auf die gegenüberliegende Seite.

Durch die Aufnahme zum gleichen Zeitpunkt lassen sich Schattenwürfe von verschiedenen Formationen über mehrere Detailkarten hinweg gut vergleichen.

Der Duplex Moon Atlas enthält 1.261 benannte Formationen mit den wichtigsten Informationen:

  • Krater mit Eigennamen
  • Gebirge
  • Täler
  • Hügel
  • Rillen
  • Einschlags- und Landestellen menschlicher Raumflugkörper

Weiterhin werden 6.000 Sekundärkrater bis etwa 10° vom Mondrand entfernt benannt.

Zu erst einmal sollte erwähnt werden, dass das gesamte Nachschlagewerk in englischer Sprache verfasst ist.

Für Leser, die diese Sprache nicht beherrschen, stellt das jedoch kein Problem dar. Der Atlas lässt sich ohne Sprachkenntnisse verwenden.

Der Atlas zeigt die vollständige Vorderseite des Mondes und ist als Ringbuch ausgeführt, was die Nutzung am Teleskop sehr vereinfacht. Die gewünschte Seite kann dadurch umgeklappt werden. Der Mondatlas lässt sich damit ohne weiteres in einem Buchständer verwenden (Anm. des Autors: So mache ich das).

Leider hatte ich in der Vergangenheit immer wieder ähnliche Ringbücher in der Nutzung, die in ihrer Ausführung trotz dieser Tatsache nicht gut nutzbar waren.

Das ist beim vorliegenden Titel kein Problem.

Die Seiten lassen sich ohne haken und umständliches Umschlagen völlig problemlos umklappen. Gerade in dunkler Umgebung hat man keine Lust, wenn Seiten ständig hängen. Durch die Ringbuchausführung gehört das Zuschlagen von Buchseiten der Vergangenheit an.

Jede Seite ist laminiert und stellt damit für feuchte Beobachtungsnächte keine Probleme dar.

In der Vergangenheit konnte ich bereits andere Werke von Ronald Stoyan in gleicher Ausführung testen. Hier hatte ich bisher selbst bei sehr feuchten Nächten keine Probleme.

Auf der ersten Seite erwartet den Leser eine kurze, englischsprachige Beschreibung und Verwendung des Atlasses.

Dieser richtet sich vor allem an Beobachter mit einem Teleskop und ist für die Ansicht im Okular entworfen. Er lässt sich jedoch auch zum Nachschlagen ohne Teleskop nutzen.

Ich nutze als Teleskop ein Schmidt-Cassegrain mit Zenitprisma und einen Dobson ohne Zenitprisma.

Durch die unterschiedlichen Ansichten in den verschiedenen Teleskopen ist ein Umdenken bei den meisten Mondatlanten notwendig.

Mit dem Zenitprisma habe ich im Schmidt-Cassegrain-Teleskop eine Orientierung in der sich Norden oben und Osten links befindet. Mit dem Dobson ist dagegen die Orientierung anders: Norden ist hier unten und Osten weiterhin links. 

Mit diesem Atlanten gehört das Umdenken für mich der Vergangenheit an. Das Buch vereint zwei Sektion mit unterschiedlichen Orientierungen.

Auf der nachfolgenden Seite ist die Vorderseite des Mondes abgebildet. Diese entspricht der Ansicht mit dem bloßem Auge. Die Mondabbildung ist durch Rechtecke in 38 Sektionen unterteilt, welche mit Kartennummern versehen sind.

Mit diesen Kartennummern lässt sich die entsprechende Seite im Atlas aufschlagen. Für die beide Sektionen mit unterschiedlicher Orientierungen sind die Kartennummern gleich.

Im Laufe eines Jahres lassen sich aufgrund der Libration des Mondes 59% der Mondoberfläche beobachten. Durch dieses im sprachlichen Gebrauch gemeinte  „Schwanken“ können im Laufe der Zeit Randbereich auf der Rückseite des Mondes beobachtet werden.

Dies Librationsgebiete sind im vorliegenden Atlas enthalten. Auf den entsprechenden Detailkarten werden diese Gebiete zusätzlich dargestellt und Formationen benannt.

In der Gesammtübersicht des Mondes werden diese zusätzlich mit einem L gekennzeichnet.

Die Detailkarten sind immer identisch aufgebaut. Am oberen Rand befindet sich die aktuelle Blattnummer. Darunter ist eine kleine Abbildung des Mondes vorhanden, auf der mit einem kleinen Rechteck der aktuelle Ausschnitt der Detailkarte markiert ist. Diese dient der groben Orientierung und ist sehr hilfreich.

An den Blatträndern sind die Anschlussblätter angegeben. Bei einer einzigen Angabe ist mir aufgefallen, dass diese durch das Ringbuchformat aus gestanzt wurde und damit nicht lesbar ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass dies vom Autor so gewollt ist und der Autor bewusst darauf geachtet hat.

Die Anschlussbereiche werden mit einer geringfügige Überdeckung hellgrau abgesetzt.

Am Rand sind die geografischen Koordinaten in 10 Grad Abständen angegeben. Durch feine Linien in der Detailkarte lassen sich diese direkt ablesen. Durch Interpolation ist eine genauere Bestimmung der Koordinaten möglich. Die Darstellung der Linien ist gut gewählt und stört bei der Verwendung nicht.

Ich bin ziemlich begeistert von der Druckqualität des vorliegenden Atlanten. Detailkarten sind scharf abgebildet und Texte sehr gut lesbar.

Das Buch ist in optimierten Farben für eine Rotlichtlampe ausgeführt, lässt sich jedoch auch bei Tageslicht uneingeschränkt nutzen.

Ein Test in einem dunklem Raum bestätigt die sehr gute Nutzung mit einer Rotlichtlampe.

Alle Bezeichnungen lassen sich ohne Anstrengung und einwandfrei ablesen.

Selbst die Filigranen Punkte, die die Positionierung der Formationen auf der Mondoberfläche angeben, sind gut zu erkennbar.

Die Übersichtskarte des Mondes mit dem aktuellen Bereich ist jedoch aufgrund der geringen Größe unter Rotlicht schwer zu erkennen.

Für mich ist diese Übersichtskarte jedoch eine zusätzliche, sekundäre Information, die für mich persönlich nicht so relevant ist.

Für die Unterscheidung von Formationen (z.B. Hauptkrater, Nebenkrater, Landestellen, Maare usw.) wurden unterschiedliche Schriftgrößen und Stile verwendet.

Die Wahl finde ich sehr gelungen und hilft bei einer schnellen Unterscheidung.

Maare und Hauptkrater werden in Fettschrift dargestellt. Zur Unterscheidung der Hauptkrater zu den Maare werden letztere in einer großen Laufweite geschrieben (Buchstabenabstand).

Nebenkrater werden dagegen in einem kleineren Schriftgrad und Normalschrift dargestellt.

Für eine Ansicht bei normalen Lichtverhältnissen sind die Bezeichnungen der Objekte zusätzlich farblich abgestimmt.

Einschlagstellen und Landestellen von künstlichen Objekten lassen sich direkt an der Positionsdarstellung auf der Mondoberfläche identifizieren. Diese werden durch ein Kreuz von natürlicher Formationen unterschieden. Gerade für Anfänger ein gutes Hilfsmittel.

Nebenkrater werden im Atlas mit den offiziellen Buchstaben durchnummeriert. Auf einigen Detailkarten sind zusätzlich die Kraterbezeichnung angegeben (z.B. Pico D, Pico E).

Dort, wo sich auf sehr engem Raum viele Hauptkrater und Nebenkrater befinden, ist eine zusätzliche Benennung des Hauptkraters für Nebenkrater aus Platzgründen nicht möglich.

Hier kann es jedoch schnell bei der Beobachtung zu Verwechslungen kommen.

Dieses Problem hat der Autor sehr gut gelöst! Die Position der Nebenkrater auf der Mondoberfläche wird in der Detailkarte mit einem Punkt dargestellt. Unmittelbar daran befindet sich der dazugehörende Buchstabe. Dieser Buchstabe ist mit einem entsprechenden Drehwinkel immer zum Hauptkrater ausgerichtet, so dass eine eindeutige Identifizierung der Zugehörigkeit möglich ist.

Lässt sich die Bezeichnung eines Nebenkraters nicht unmittelbar an der Position angeben, wird diese außerhalb positioniert und mit einer feinen Linie der Markierung zugeordnet.

Das Werk ist sehr gut durchdacht und lässt keine Wünsche offen. Aus meiner Sicht fehlt eine Kurzbeschreibung der Formationen, wie Sie im Rükel zu finden ist.

Das tut dem ganzen jedoch überhaupt keinen Abbruch!Das Buch ist eine klare Empfehlung für Mondbeoachter und eignet sich sowohl für Anfänger als auch Amateure. Es sollte in keinem Astro-Regal fehlen.

Den Preis mit 39,90 Euro finde ich in dieser Ausführung und Qualität mehr als angemessen

Titel

Duplex Moon Atlas

Autor

Ronald Stoyan

ISBN

978-3-949370-05-2

Verlag

Oculum

Seitenumfang

80 Seiten

Preis

39,90 Euro

 

Bezugsquelle: https://www.oculum-verlag.de/detailview?no=607

 

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