Exoplaneten - Die Suche nach einer zweiten Erde

Dieses mit etwa 220 Seiten recht schmale Buch möchte dem Leser sowohl die bisherigen Erfolge bei der Suche nach Planeten um fremde Sonnen näher bringen, als auch Ausblicke auf die zukünftigen Entwicklungen in diesem Forschungszweig aufzeigen.
Sven Piper ist den meisten wohl als Admin und Hauptakteur der bemerkenswerten Seite extrasolar-planets.com bekannt, die sich schon seit mehr als zehn Jahren mit diesem Thema beschäftigt und auch in der Presse, nicht zuletzt durch eine Nominierung zum Grimme-Award, Resonanz fand.
Das Buch startet mit einem Abriss der Geschichte der Astronomie, ausgehend von den archaischen Megalithanlagen in Nordeuropa bis hin zu der Entwicklung der adaptiven Optik und der CCD-Kamera. Es folgt eine kleine Geschichte über die Problematik der Begriffsbestimmung von Planeten, die bekanntlich in der neuen Definition der IAU und der "Degradierung" von Pluto mündete. (In diesem Kapitel habe ich zum ersten mal erfahren, dass man einen Planeten ohne Heimatstern einen Planemo nennt.)
Der zweite Teil behandelt die spannende Entdeckung der ersten Exoplaneten, getrieben von dem Wettbewerb zwischen der Schweizer Gruppe um Mayor und Queloz einerseits und den Amerikanern Marcy und Buttler auf der anderen Seite.
Die verschiedenen Techniken für die Suche nach Exoplaneten werden im dritten Kapitel vorgestellt, im vierten Kapitel dann die Teleskope und Messprogramme, wobei neben den bekannten weltraumgestützten Missionen, wie COROT und KEPLER auch die Leistungsfähigkeiten und die Beiträge der erdgestützten Teleskopen des Keck-Observatorium und der ESO beschrieben werden. Die Schwierigkeit, ein direktes Bild eines Exoplaneten zu erhalten, ist Inhalt des folgenden Kapitels, in dem außerdem noch auf die Problematik der Charakterisierung grundlegender Größen, wie Umlaufbahn und Masse, eingegangen wird. Die unterschiedlichen Typen sowie die interessantesten Exoplaneten sind Bestandteil der weiteren Kapitel, bevor das Buch mit zukünftigen Missionen, der Suche nach erdähnlichen Planeten, nach Leben und Intelligenz abschließt.
Dieses Buch stellt einen leicht zu lesenden Abriss über ein sehr spannendes und aktuelles Thema dar. Die Auswahl an Themen ist im Großen und Ganzen treffend, so dass man - selbst wenn man sich mit diesem Thema oder mit Astronomie allgemein noch nicht beschäftigt hat - einen runden Überblick über die Ziele, den Stand und die Probleme in diesem Wissenschaftszweig erhält.
Meiner Meinung nach hätte man den geschichtlichen Abriss am Anfang des Buches nicht so ausführlich behandeln müssen. Viele der angesprochenen Entwicklungen sind entweder den Lesern mit Vorwissen wohl bekannt oder haben nur sehr indirekt einen Bezug zum Thema des Buches. Es hätte gereicht, erst mit Herschel und der ersten Entdeckung eines Planeten mit Hilfe eines Teleskops und mit den Berechnungen von Le Verrier, die zu der Entdeckung von Neptun durch Galle führte, zu beginnen.
Dagegen werden die verschiedenen Techniken zur Suche der Exoplaneten zu kurz umrissen. Insbesondere die Methode mittels Gravitationslinsen wird sich einem Leser nicht erschließen. Die Ergänzung einfacher Halbsätze, wie z.B. dass zur optischen Interferometrie die Abstände der Teleskop in der Größenordnung einer Wellenlänge des Lichtes konstant gehalten werden muss, hätte zur Illustration der Problematik geholfen.
Sehr gelungen fand ich den Rest - und somit auch den größten Teil - des Buches.
Ich hatte weiterhin kleine Probleme mit dem abschweifenden Stil des Autors. So ist die Anekdote der Nobelpreisvergabe bzw. -nichtvergabe an Einstein bzw. Jocelyn Bell nicht zwingend notwendig. Im Umfeld der Suche nach Exoplaneten gibt es genügend Geschichten zu erzählen, und auch Sven Piper hat dazu einige sehr schöne gefunden. Generell hätte ich mir ein etwas stringenteren Stil gewünscht. Aber ich bin mir sicher, dass glücklicherweise diese Meinung nicht alle Leser teilen werden.
In unserer Zeit finde ich es gradezu löblich, dass viele Aussagen durch Quellen belegt sind. Allerdings häufen sich einige wenige Quellen, und auch bei manchen Angaben hätte ich die Primärquelle bevorzugt.
Resümee: Als populärwissenschaftliches Buch sehr zu empfehlen, mit der Hoffnung, es verkauft sich so gut, dass der Verlag eine zweite, an wenigen Stellen überarbeitete Ausgabe herausbringt.
PS: Über eine Sache habe ich mich am Rande gewundert: Ich dachte eigentlich, dass der Wissenschaftsverlag Springer wissen müsste, dass es in der deutschen Sprache kein großgeschriebenes "ß" existiert.
Titel: | Sven Piper |
Autor: | Exoplaneten - Die Suche nach einer zweiten Erde |
Verlag: | Springer Verlag Berlin Heidelberg |
ISBN: | 978-3-642-16469-9 |
Jahr: | 2011 |
Infos: | http://d-nb.info/1006645136 |