Warum ist E=mc^2
Einsteins berühmte Formel verständlich erklärt

Bücher, auf deren Cover das Antlitz Albert Einsteins abgebildet sind, betrachte ich mittlerweile mit einer gehörigen Portion Skepsis. Dies kommt aus der Zeit, als ich als Jugendlicher das P.M.-Magazin las. Schon damals hatte ich den Eindruck, dass das Bild Einsteins die gleiche Funktion hat, wie die nackte Frau auf dem Titel des „Stern": Unabhängig vom eigentlichen Thema muss mit diesem Konterfei das Titelbild geschmückt werden. Und rund um jedes runde Jubiläum des „Annus Mirabilis" kam es erneut zu einer Inflation.
Was hat mich nun bewegt, dieses Buch zu lesen? Weniger der Inhalt als einer der Autoren: Brian Cox. Cox ist seit wenigen Jahren einer der bekanntesten britischen Wissenschaftsmoderatoren. Von Twitter bis BBC, man kommt, wenn es um die Präsentation astronomischer Ereignisse oder die Erläuterung aktueller Erkenntnisse der Hochenergiephysik geht, nicht um ihn herum. Er besitzt dabei die Gabe, nicht nur die Ergebnisse sowohl einfach als auch korrekt zu vermitteln, sondern auch die Begeisterung, die die Wissenschaftler dabei empfinden, authentisch zu transportieren. Dies ist ihm möglich, da er selbst aktiver Wissenschaftler ist, eine Professur an der Universität Manchester innehält und am ATLAS-Experiment des Large Hadron Collider (LHC) im CERN arbeitet. Daneben ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter der Royal Society.
Der zweite Autor ist Jeff Forshaw, ebenfalls Professor an der Universität Manchester, allerdings für theoretische Physik. Die Voraussetzungen für dieses Buch und seinen Anspruch, Einsteins Formel verständlich zu erklären, sind also gegeben. Aber gelingt es auch den beiden?
Das Buch ist erst einmal sehr textlästig. Die Autoren holen sehr weit aus, erzählen Anekdoten und versuchen immer wieder, die einzelnen Punkte in der Argumentation mit begreifbaren Beispielen zu untersetzen. Zwar wurde fast völlig auf Formen verzichtet, aber es finden sich auch nur wenige Skizzen im Text. Dies, was Isaac Asimov im Anhang seines „New Guide to Science" innerhalb weniger Seiten schaffte, d.h. mir als Schüler die Herleitung der Gleichung verständlich zu machen, wird in diesem Buch auf 250 Seiten ausgedehnt. Das ist nicht schlecht, man lernt in diesem Buch eine Unmenge an Details und Zusammenhänge, die nicht so einleuchtend sind. Jedoch kommt es manchmal so vor, als würden die Autoren den roten Faden etwas aus den Augen verlieren und zu sehr abschweifen.
Positiv überrascht bin ich von der Übersetzung durch Michael Vogel. Selten habe ich es erlebt, dass eine deutsche Übersetzung eines englischsprachigen und populärwissenschaftlichen Buches so gelungen ist. Alle Fachausdrücke, die mir begegneten, waren korrekt übersetzt worden, sei es „Invarianz" oder „Erhaltungsgrößen", „Wechselwirkung" und das in der Physik verbreitete Verb dazu, „wechselwirken".
Wer sich sowohl für die Grundlagen der Relativitätstheorie interessiert, aber auch vieles über die Denkweise in der modernen Physik lernen möchte, für den ist dieses Buch absolut zu empfehlen.
Titel: | Warum ist E = mc2 |
Autor: | Brian Cox, Jeff Forshaw |
Verlag: | Francke-Kosmos, Stuttgart |
ISBN: | 9783440149706 |
Jahr: | 2015 |
Info: | d-nb.info/1075875706 |