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Wo Menschen und Teilchen aufeinanderstoßen - Begegnungen am CERN

Rezension von: Bernd Hoffmann (Rezensent) | | Verlag

Für viele Wissenschaftler ist das CERN wohl die das Nonplusultra der Forschungsinstitute. Am CERN arbeiten zu können, kann fast nur noch getoppt werden, wenn einen die ESA als nächsten Wissenschaftsastronaut ernannt hat. Das Institut an der schweizerisch-französischen Grenze ist der Inbegriff der Forschung an der fordersten Front. Von einem Finanzrahmen von über einer Milliarde CHF pro Jahr und einem Personal von über 2500 Menschen können viele andere Einrichtungen nur träumen.

Das Buch von Michael Krause möchte - im Gegensatz zu vielen anderen Büchern über das CERN - nicht primär auf die Wissenschaft, die an dieser Einrichtung geleistet wird, eingehen, sondern die Menschen in den Mittelpunkt stellen, die dieses Institut letztendlich ausmachen. In insg. 17 Kapiteln werden neben einem Abriss über die Geschichte des CERNs (fast 65 der ca. 250 Seiten des Buches) und einem Ausblick über die nächsten Jahre, 12 Wissenschaftler vorgestellt, die aktuell mit dem CERN verbunden sind. Des Weiteren befassen sich Kapitel mit der Entwicklung der modernen Teilchenphysik, die zu den Entdeckungen des CERN geführt haben. Auch diese Geschichte wird an bekannten Namen der Physik, wie Bohr oder Einstein, festgemacht.

Bei mir kam keine Lesefreude auf. Ich fand das Buch zwar nicht uninteressant, aber auch nicht begeisternd. Und dies lag meines Erachtens an der Auswahl der Gesprächspartner und deren Portraits. Sicherlich, es sind alle maßgebenden Köpfe, sei es der CERN Generaldirektor Rolf-Dieter Heuer oder der LHC Projektleiter Lyn Evans. Aber genau dies ist das Problem: Es wurden ausschließlich gestandene Wissenschaftler präsentiert, die eine beeindruckende Vita haben, Arbeitsgruppen leiten und sich in der zweiten Hälfte ihres wissenschaftlichen Lebens befinden. Aber ob diese Personen die gleichen Faszination empfinden wie die vielen Jungwissenschaftler, die derzeit in den vielen Büros und Labore des CERNs ihre ersten Erfahrungen machen, die Daten für ihre Promotion sammeln und letztendlich die „ganze Arbeit“ leisten, ist fraglich. Und genau darüber hätte ich gerne etwas mehr gelesen. Wie ist es, in einer solchen Ballung von Wissenschaftlern zu arbeiten und auch zu leben? Wie ist es, einen kleinen Baustein, wie z.B. einen besonders empfindlichen Verstärker, zu der Apparatur entwickelt zu haben, mit dem später das Higgs-Teilchen nachgewiesen wurde? Und auch an einer solchen Einrichtung läuft ja auch nicht immer alles rund. Wie fühlt man sich, wenn man auf die Daten wartet, die man für seine Dissertation noch braucht, der Ring aber momentan nicht arbeitet, weil ein supraleitender Magnet sich grade zerlegt hatte? Ich glaube, wenn man die Menschen, die am CERN arbeiten, begegnen möchte, sollte man sich nicht an die Spitze begeben, sondern bei denen, die den Großteil der 2300 Mitarbeiter ausmachen, vorbeischauen. PS: Ich will nicht die Gender-Schiene fahren, aber gab es wirklich nur eine(!) interessante Wissenschaftlerin, die eines Portraits wert war?

Titel:Wo Menschen und Teilchen aufeinanderstoßen
Autor:Michael Krause
Verlag:Wiley-VCH
ISBN:978 3 527 333981 1
Jahr:2013 (1. Auflage)
Infos:http://d-nb.info/1033099880
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