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Historische Meteoritenfälle

Unterlagen über vom Himmel gefallene Steine gibt es viele und in vielen Kulturen. Allerdings ist in den seltensten Fällen der betreffende Meteorit noch vorhanden. Aus Himmel fallende Steine wurden als Götter verehrt und in Tempeln aufbewahrt, "der Gott ist herniedergefahren und hat sich selbst beerdigt".

Die geografische Verteilung der Meteoritenfunde auf der Erdoberfläche lässt darauf schliessen, dass es kein Gebiet gibt, welches bevorzugt und welches benachteiligt wird. Meteoritenfälle geschehen überall in der Welt.
Keine Rückschlüsse darf man dabei allerdings auf die Fundorte nehmen. Es werden in Sand- und Eiswüsten bedeutend mehr Meteorite gefunden als anderswo auf der Erde. Dies liegt aber daran, daß sie sich dort seit Jahrtausenden ansammeln. Erst vor relativ kurzer Zeit hat man begonnen, auch dort Meteorite einzusammeln.

Nachfolgen werden einige Meteoritenfälle vorgestellt.

Der Meteorit von Nogata

Das älteste Beispiel eines Meteoritenfalls, bei dem das Exponat noch vorhanden ist, stammt aus Japan. Am 19. Mai 861 fiel ein Meteorit durch das Dach des Shinto Tempels von Nogata und grub sich in das Erdreich ein. Die Nacht soll von dem Meteoroidenflug grell erleuchtet gewesen sein und ein fürchterliches Donnergrollen weckte die Bewohner. Am nächsten Tag wurde der faustgrosse Stein im Tempelboden entdeckt.

Den Meteoritenfall betrachtete man als göttliches Zeichen, als Besuch des Gottes persönlich. Der "fliegende Stein" wurde in eine eigens dafür angefertigte Holzschatulle gelegt, das Datum des Falls eingraviert und im Tempel aufbewahrt.

Erst 1980 wurde dieser Meteoritenfall von Wissenschaftlern untersucht. Mittels Radiokarbondatierung des Holzschreines bestätigte sich das Alter des Falls. Der Meteorit fiel tatsächlich vor über 1.100 Jahren auf die Erde. Er ist somit der älteste Meteoritenfall, bei dem der Meteorit noch vorhanden ist.

Man unterscheidet übrigens zwischen Meteoritenfall und Meteoritenfund. Ein Meteoritenfall ist ein beobachteter Flug und das sich daraus ergebende Auffinden des Meteoriten. Bei einem Meteoritenfund wurde der Flug durch die Atmosphäre nicht beobachtet, der Meteorit wurde durch Zufall aufgelesen. Die in der Antarktis gefundenen Meteoriten sind bedeutend älter als der Meteorit von Nogata, aber ihre Flugbahn wurde nicht beobachtet, sie sind Meteoritenfunde.

Der Meteorit von Camp Verde

Archäologen fanden in alten indianischen Siedlungen in Arizona einen 62 kg schweren Meteoriten, welcher die Form eines menschlichen Embryos aufweist. Der Meteorit, welchen man nach seinem Fundort Camp Verde taufte, war von seinen indianischen Findern wie ein göttlicher Säugling behandelt worden. Man fand den Stein eingewickelt in Tücher und mit Federn geschmückt.

Der Meteoritenfall von Ensisheim

Der älteste europäische Meteoritenfall, von welchem noch Teile vorhanden sind, geschah am 7. November 1492 in Ensisheim im Elsass. Unter "Grossem Donder Klapff" und mit "langs gedöss welche man weith vnnd breidt hört vnnd fiel ein Stein vonn den Lüfften herab bey Ensisheim". Der Stein wog bei seinem Aufschlag 127 kg schlug 1,50 m tief in das Weizenfeld ein. Kaiser Maximilian I liess sich zwei Stücke vom Donnerstein abschlagen, der Rest wurde in der Kirche verwahrt und angekettet. Allerdings half dies nicht viel: Der Stein wiegt heute weniger als 60 kg.

Der Meteoritenfall von L'Aigle

1803 fielen bei Aigle (Frankreich) über 3.000 Steine vom Himmel. Der Wissenschaftler Biot wurde vom französischen Innenminister mit der Untersuchung beauftragt und entdeckt die frappierende Ähnlichkeit der gefallenen Steine miteinander, sie sich aber erheblich von den lokal vorhandenen, irdischen Steinen unterscheiden. Physikalische und chemische Untersuchungen ergeben gravierende Unterschiede. Insbesondere der hohe Gehalt an Nickel sowie die bis zu dreifach höhere Dichte des meteoritischen Gesteins sprechen dafür.

Der Meteorit von Ramsdorf

Am 26. Juli 1958 fielen in Ramsdorf, einem Ortsteil der Stadt Velen im westlichen Münsterland Bruchstücke eines Meteoriten vom Himmel. Der Fall wurde von spielenden Kindern beobachtet, die ein plötzlich ein "eindringliches Sirren und Sausen hörten", das plötzlich abbrach. Neugierig wie Kinder sind, machten sie sich auf die Suche und in einem Gemüsegarten ein röhrenförmiges Loch von 40 Zentimeter Tiefe. Am nächsten Tag buddelten sie den 4,680 kg schweren "Stern" aus. Damit jeder etwas davon bekam, zerschlugen sie ihn in 5 Teile. Später lies der örtliche Arzt die Bruchstücke einsammeln und in verschiedenen Instituten untersuchen. Ein zweites 2,015 kg schweres Bruchstück wurde in Gemenwirthe gefunden. Es handelte sich um einen gewöhnlichen Chondriten vom Typ L6.

Quellen:
Westfälische Nachrichten, 17.07.2010, https://www.wn.de/muensterland/der-stern-der-vom-himmel-fiel-2302988)
Der Meteorit von Ramsdorf, https://web.archive.org/web/20071004003117/http://home.vr-web.de/overhaus/Ramsdorf.htm
Der Meteorit von Ramsdorf https://web.archive.org/web/20100705093454/http://home.vrweb.de/~overhaus/MeteoritRamsdorf.pdf

Der Eisenmeteorit von Treysa

Der 63 kg schwere Eisenmeteorit von Treysa fiel am 3. April 1916 gegen 15:25 Uhr in einem Waldstück in der Nähe des heutigen Schwalmstädter Stadtteils Rommershausen in Nordhessen herunter. Augenzeugen berichteten von einem lauten Donner und Rauchwolken. Nachdem man die Bevölkerung bei der Suche um ihre Mithilfe gebeten hatte, meldete sich im März 1917 ein Förster, dem im Sommer des Vorjahres eine merkwürdige Grube im Wald nahe Rommershausen aufgefallen war. Dort wurde der Meteorit aus 1,60 m Tiefe geborgen. Er ist ein Oktaedrit und zeigt die Widmanstätten-Strukturen.

Quelle: A. Wegener: Über das planmäßige Auffinden des Metoriten von Treysa. In: Astronomische Nachrichten, Bd. 207, 1918, Nr. 4961, Ausgabe 17, Sp. 185–190, https://articles.adsabs.harvard.edu//full/1918AN....207..185W/0000100.000.html

Der Neuschwanstein - Meteorit

Am 6. April 2002 erschien über Süddeutschland ein Bolide, der heller als der Vollmond aufleuchtete, -17,2 mag, und als "Bayernbolide" bekannt ist. Dem Europäischen Feuerkugelnetz gelangen Aufzeichnungen des Falls mit mehreren Stationen u. a. bei Streitheim bei Augsburg, Přimda (Tschechische Republik) und Gahberg (Österreich). Aus den Aufnahmen konnte die Flugbahn des Neuschwanstein-Meteoriten unter Berücksichtigung der damaligen Windverhältnisse recht genau bestimmt werden.

Aus den Aufnahmen des Feuerkugelnetzes ergab sich folgendes Bild: Der ursprünglche Meteoroid besaß eine Masse von rund 500 Kilogramm und trat mit einer Geschwindigkeit von 20,95 Kilometern pro Sekunde in die Erdatmosphäre ein. Die 90,6 Kilometer lange Leuchtspur des Meteors innerhalb der Erdatmosphäre begann in einer Höhe von rund 85 Kilometern über Innsbruck, Österreich, und endete 16,04 Kilometer über der Erdoberfläche. Kurz bevor der Meteor unsichtbar wurde, brach der Bolide in einer Höhe von etwa 22 Kilometern in ein etwa halbes Dutzend kleinerer Objekte auseinander. Durch den Luftwiderstand wurde die Geschwindigkeit seiner Überreste bis zum Verschwinden der Leuchtspuren auf ungefähr 2,4 Kilometer pro Sekunde heruntergebremst. Allerdings konnten die Flugbahnen der Einzelfragmente nicht genauer berechnet werden. Somit musste ein mehrere Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Füssen und Garmisch-Partenkirchen durchsucht werden.

Nach dreimonatiger Suche wurde am 14. Juli 2002 ein mehr als 1,75 Kilogramm schwere Steinmeteorit in einem teilweise recht unwegsamen Gelände in der Nähe des Schlosses Neuschwanstein gefunden, daher der Name.

Aufgrund seines für einen Steinmeteoriten ungewöhnlich hohen Eisenanteils von 30% hatte er beim Auffinden schon eine recht respektable Rostschicht angesetzt.

Im folgenden Jahr wurden zwei weitere Fragmente dieses Meteoriten gefunden, nämlich am 27. Mai und am 29. Juni 2003 mit Gewichten von 1,625 bzw. 2,842 Kilogramm.

Der Meteorit wurde als Enstatit-Chondrit (Typ EL6) klassifiziert, eine äußerst seltene Gruppe innerhalb der Chondriten.

Der Barringer-Krater

Der berühmteste Krater der Welt ist vermutlich der "Meteor Crater" nahe dem Canyon Diablo, 60 km östlich von Flagstaff und 29 km westlich von Winslow in Arizona Der Krater wurde nach dem Ingenieur Barringer benannt, der dort bohrte, um die Hauptmasse des gefallenen Meteoriten zu finden. Der Krater hat einen Durchmasser von ca. 1.200 m und eine Tiefe von 170 Metern.

Die dort in geringer Anzahl gefundenen Bruchstücke des Eisenmeteoriten werden als "Canyon Diabolo" gehandelt.

Vor etwa 50.000 Jahren stürzte hier ein 50 Meter durchmessender ein Eisenmeteorit auf die Erde. Von der ursprünglichen Masse des Meteoriten von etwa 300.000 Tonnen schlug etwa die Hälfte mit einer Geschwindigkeit von rund 12 km/s auf dem Erdbodden auf. Der Geologe Shoemaker schätzt die Explosionsstärke des Meteoren auf 1,7 Megatonnen TNT. 50.000 Jahre sind für einen irdischen Krater ein junges Alter, das erklärt die noch kaum verwischte und gut erkennbare Form des Kraters.

Quellen:
Britt, R.R. Researchers unlock mystery of Meteor Crater (2009), SPACE.com https://edition.cnn.com/2005/TECH/space/03/09/arizona.meteor.crater/index.html
Melosh, H.J., Collins, G.S. Meteor Crater formed by low-velocity impact  https://www.nature.com/articles/434157a

Das Nördlinger Ries

Das Nördlinger Ries verdankt seine Entstehung einem Meteoriteneinschlag vor ca. 15 Millionen Jahren. Zwischen den Städten Nürnberg, Stuttgart und München gelegen, versteckt sich die Form des ursprünglich 24 km breiten und 700-800 m tiefen Impaktkraters. Man glaubt, dass ein Steinmeteorit mit einem Durchmesser von ca. 1,5 Kilometer Durchmesser und einer Geschwindigkeit von 70.000 km/h auf die Erdoberfläche zuraste. Die Stosswelle mit einem Druck von 6,6 Millionen Atmosphären bewirkte ein Zusammenpressen des Meteoriten und des betroffenen Untergrundes auf die Hälfte ihres Volumens. Es entstanden Temperaturen von 30.000 Grad Celsius. Meteorit und Erdreich verdampfte mit einer Wucht, welcher der Zerstörungskraft von 250.000 Hiroshima-Bomben gleichkam.

Von dem Meteoriten ist nichts übrig geblieben. Allerdings kann man den Einschlag anhand bekannter Spuren nachweisen: Es fanden sich Seeablagerungen im Krater, Einschlagspuren in Sedimentgesteinen und ein neues Mineral, welche sich nur bei hohen Drucken bildet, der Suevit.

Shoemaker und Chao untersuchten das Nördlinger Ries und fanden Spuren, welche nur durch einen Meteoriteneinschlag entstanden sein könnten. Der Suevit entspricht dem Mineral Coesit; es entsteht nur bei Drucken und Temperaturen, wie man sie bei Meteoritenimpakten vorfindet.